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Sport: Kloses Lautern

Was wäre der Pfälzer Krisenklub ohne seinen Nationalstürmer?

Von Hartmut Scherzer

Kaiserslautern. Nie war Miroslav Klose so wertvoll für den 1. FC Kaiserslautern wie in der ersten Oktober-Woche 2002. Mit seinem Marktwert und seinem Torinstinkt verhalf der 24 Jahre alte Stürmer innerhalb von fünf Tagen dem schwer angeschlagenen Pfälzer Klub erst wirtschaftlich, dann sportlich – fürs Erste wenigstens – aus der Bredouille. Mit zwei Toren führte der WM-Star den 1.FC Kaiserslautern zum 4:0 über Energie Cottbus. Das bedeutet: Erster Saisonsieg im achten Bundesligaspiel, erster Drei-Punkte-Gewinn des neuen Trainers Eric Gerets vier Wochen nach dessen Amtsantritt und Abschied vom letzten Tabellenplatz.

Als hätte er es gewusst, hatte sich Eric Gerets zur Feier des Tages fein gemacht, trug statt der üblichen Arbeitskluft an der Bank erstmals einen dunkelblauen Anzug mit gestreifter Krawatte. „Herr Jäggi, mein Boss, hat mir gesagt, ich solle das Kostüm anziehen", sagte der Belgier.

Die Signale zum Pfälzer Feiertag hatte Miroslav Klose unter der Woche in Gesprächen mit den beiden neuen Chefs gesetzt. Den designierten Vorstandsvorsitzenden Rene C. Jäggi hatte der Fußballprofi in dessen Sanierungsmaßnahmen mit seiner Person bestärkt. „Ich habe Herrn Jäggi klipp und klar gesagt: Was für den FCK gut ist, ist auch für mich gut. Ich tue alles für den Verein." Da sprach einer ganz im Geiste Fritz Walters und nahm dem Sanierer die Gewissensbisse, mit Klose sozusagen das Tafelsilber des Vereins zu verscherbeln. Die „unumgängliche Übernahme der Transferrechte für Miroslav Klose durch einen Partner" nannte Jäggi im Stadionheft „Betze-Magazin" „eine ganz wesentliche Hilfestellung bei der Sanierung".

Hohe Bälle von der Seite

„Ob ich nun verkauft werde oder nicht. Ich spiele für den Verein Fußball", sagte Klose schlicht und einfach zu einer eigentlich idealen Lösung: Er bringt dem maroden Klub fünf Millionen Euro, schießt und köpft dennoch weiterhin Tore für den 1. FC Kaiserslautern. Denn die Gefahr, dass der neue Klose-Besitzer, voraussichtlich das Unternehmen Lotto Rheinland-Pfalz, ihn alsbald verkauft, vielleicht sogar Gewinn bringend, besteht offenbar nicht. „Der 1. FCK besitzt die Einspruchsmöglichkeit gegen einen eventuellen Transfer unseres Nationalstürmers vor 2004", versichert Jäggi.

Im zweiten Gespräch mit Eric Gerets nannte der Stürmer dem Trainer die doch so einfache sportliche Erfolgsformel: „Wenn ich Flanken kriege, mache ich auch Tore." Also hatte der Fußball-Lehrer unentwegt üben lassen: hohe Bälle von der Seite auf die Köpfe von Miroslav Klose und Vratislav Lokvenc. Und siehe da: „Der Knoten ist geplatzt", sagte Miroslav Klose auf seine bekannt emotionslose Art. Seit dem ersten Spieltag hatte der Torjäger keinen Ball mehr ins Tor geköpft oder geschossen und hatte „viel Kritik an mir selbst" geübt. Mit doppeltem Erfolg.

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