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Lächelnder Sieger. Ole Bischof hat sich beim Grand Prix in Düsseldorf seine Olympiateilnahme gesichert. Foto: dpa

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Sport: Ko-Soto-Gake nach London

Ole Bischof will der erste deutsche Doppelolympiasieger im Judo werden.

Berlin - Würde es kein Internet geben, dann wäre Ole Bischofs Briefkasten wohl gerade übergelaufen. 800 elektronische Briefe zeigt sein Internetpostfach an, dabei ist sein Sieg beim deutschen Grand-Prix in Düsseldorf erst zwei Tage alt.

Dort erkämpfte sich der gebürtige Reutlinger Platz eins und bekräftigte seine Ambitionen für die Olympischen Spiele. „Er war sehr gut vorbereitet und das zur richtigen Zeit“, sagt Bundestrainer Detlef Ultsch über seine Kämpfer. Im Finale der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm warf Bischof den Franzosen Alain Schmitt eindrucksvoll mit dem Fußwurf Ko-Soto-Gake (zu Deutsch: kleiner, äußerer Einhaker) auf die Matte. Durch diesen Sieg und den Triumph beim Grand Slam in Paris vor zwei Wochen, steht Bischof nun auch intern als Olympiateilnehmer fest. Was so eindeutig scheint, ist gerade in seinem Fall nicht selbstverständlich.

Viele Sportler fallen nach großen Siegen in ein Loch und können nicht an den Erfolg anknüpfen. Als „turbulent“ beschreibt auch Ole Bischof die letzten dreieinhalb Jahre nach Peking. „Es gibt auch Phasen, in denen man mal durchhängt“, sagt Bischof und meint damit auch den vergangenen Herbst, als er zwar gut in Form zu sein schien, aber bei drei Turnieren frühzeitig ausschied. Dazu kommt, dass der Berliner Sven Maresch durch internationale Erfolge berechtigte Ansprüche auf einen Olympiastartplatz in Bischofs Gewichtsklasse gestellt hatte. Pro Nation darf höchstens ein Kämpfer teilnehmen.

Aber auch Bischof selbst hat genügend andere Verpflichtungen. Als Wirtschaftsstudent an der Universität Köln steht noch seine Diplomarbeit aus, die er bis Ende August abgeben muss. Nur wenige Wochen nach den Olympischen Spielen. Bischofs Lösung lautet: „Mit Kopf und Körper“ will er zum Erfolg und sieht die geistige Belastung als gelungene Abwechslung zum harten körperlichen Training. So wendet der 32-Jährige für Studium und Training auch die meiste Zeit auf, hat dadurch allerdings noch kein Geld verdient.

Auch hierbei ist Bischof die Ausnahme von der Regel, indem er zeigt, dass man von der Randsportart Judo doch leben kann. Besonders Sponsoren, die Stiftung Deutsche Sporthilfe und Vorträge helfen ihm, sich den Luxus Leistungssport leisten zu können. So war der Judoka zuletzt zwei Wochen auf Tour durch Amerika, um Trainingsstunden zu geben und sein Können zu vermitteln. Entscheidend hierbei, weiß der angehende Ökonom, ist die Vermarktung. Rund 16 Fernsehauftritte hatte der Wahl-Kölner seit seinem Olympiasieg von Peking und gesteht „das fordert einem ziemlich viel ab“. Woher er die Motivation nehme, obwohl er als Sportler sein größtes Ziel schon erreicht hat, beantwortet er mit einer kleinen Anekdote: Ein paar Tage nach seinem Erfolg in Peking 2008 hätten ihn einige holländische Judoka gefragt, ob er denn jetzt zurücktrete. Er war überrascht und hatte keine Antwort. Erst nach Platz drei bei der WM 2009 in Rotterdam wurde ihm klar: „ Das olympische Finale in London ist mein Traum.“ Bei einem Sieg würden wohl noch mehr E-Mails den Weg in Ole Bischofs Onlinepostkasten finden, dann als erster deutscher Doppelolympiasieger im Judo.

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