zum Hauptinhalt
Kölner Körpersprache. Stehend k.o., geknickt oder am Boden zerstört.

© dpa

Köln vor dem letzten Spieltag: Konditionsprobleme im Saftladen

Im Fernduell mit Hertha BSC um Relegationsplatz 16 will Kölns Trainer Frank Schaefer das Konditionsproblem seiner Mannschaft vor dem letzten Spiel der Saison mit Moral wettmachen. Doch reicht das gegen den FC Bayern München?

Es wäre für Frank Schaefer leicht gewesen zu sagen, er habe vor drei Wochen die Abteilung Sauhaufen in einem Saftladen übernommen. Das hätte jeder Fußballfreund in Deutschland und Köln verstanden. Der Sauhaufen wäre eine Mannschaft, der es schwerfällt, ein Team zu sein, die obendrein zu wenig trainiert hat und abzusteigen droht, weil sie nicht über genug Kondition verfügt, um in einem Fußballspiel länger als eine Stunde mitzuhalten.

Der Saftladen wäre der 1. FC Köln, der sich bis vergangene Woche, als man mit Werner Spinner einen neuen Präsidenten wählte, ein Trainer-, Sportdirektoren- und Führungstheater leistete, das an keinem spurlos vorbeigehen könne, wie Schaefer sagte. Doch er hielt sich mit Vorwürfen zurück. Schließlich muss er den FC vor dem Absturz retten, wobei es nach dem 1:4 beim SC Freiburg nur noch darum geht, wenigstens die Relegationsspiele gegen den Dritten der Zweiten Liga zu sichern und nicht direkt abzusteigen. Die Kölner müssen im letzten Spiel schon Bayern München schlagen, sonst könnte Hertha BSC vorbeiziehen.

Schaefer hielt eine energische Rede, die er mit viel Pathos würzte, was den Schluss zulässt, die Lage in Köln ist zum Zerreißen gespannt. „Ich fühle eine Kraft, die ich auf die Mannschaft übertragen kann“, sagte der Mann, der erst vor drei Wochen als Retter und Nachfolger von Stale Solbakken einsprang, als habe er ein magisches Bärenfell zum Überwerfen im Besitz.

Womit man zu einem beim FC unbeliebten Thema kommt. Dem Konditionsproblem. Als ein Vertreter der FC-Medienabteilung Kölner Journalisten bat, mit dem Thema „verantwortungsbewusst“ und „sensibel“ umzugehen, war der Versuch der Einflussnahme schon gescheitert. „Wir können nicht mithalten“, hatte zu dem Zeitpunkt Sascha Riether vor Fernsehkameras verraten. „Freiburg war fitter und läuferisch überlegen.“ Das sei kein Kopfproblem, man könne schlicht nicht länger, beschrieb Christian Eichner einen bedenklichen Zustand: „Es ist nicht so, dass wir nicht wollen.“ Und der in der Winterpause nach Freiburg abgeschobene Sebastian Freis bestätigte: „Als ich hierherkam, musste ich erstmal Kondition aufholen.“ Auch das Fitness-Problem scheint man fahrlässig lange ignoriert zu haben, man paukte statt dessen ein kompliziertes taktisches System. Im Winter-Trainingslager wunderten sich einige FC-Profis über ungewöhnlich viele freie Nachmittage.

Zusammengefasst klingt das nach einer Bankrotterklärung. Sicher ist, Schaefer wird aus seiner Mannschaft bis zum Duell gegen Bayern keine Ausdauersportler machen, aufgeben aber will er nicht. Der Strohhalm, an den sich der FC nun klammert, heißt Heimspiel. Mit 45.000 Zuschauern im Rücken habe die Mannschaft gegen Stuttgart (1:1) gezeigt, was sie leisten könne. „Wir müssen diese Finalsituation und dies Fernduell gegen Hertha annehmen“, forderte Schaefer.

In Freiburg war ein Zwischenhoch nach der Pause zu wenig, als Lukas Podolski zum 1:1-Ausgleich traf. „Was mir Mut macht, ist, dass die Mannschaft den langen und harten Weg mitgeht“, behauptete Schaefer. Es klang wie der verzweifelte Versuch, etwas gesundzubeten, was kaum noch zu retten ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false