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Sport: Könige der Straße

Von Karsten Doneck Schneverdingen. Draußen goss es in Strömen.

Von Karsten Doneck

Schneverdingen. Draußen goss es in Strömen. Und drinnen stapfte Georgi Wassilew mit grimmiger Miene durchs Foyer des Hotels Ramada-Treff. Aber nicht das Wetter hatte dem Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union aufs Gemüt geschlagen, vielmehr ärgerte ihn, dass das Trainingslager zur Vorbereitung auf die neue Saison im Heideort Schneverdingen auch am zweiten Tag nicht richtig in die Gänge gekommen ist.

Die bisherigen muskelfördernden Maßnahmen stärkten überwiegend nur das Sitzfleisch der Spieler, und zwar bei endlos langen Busfahrten. Fünf Stunden fuhr die Mannschaft am Montag von Berlin nach Schneverdingen bei Soltau, eine Dreiviertelstunde Stau inklusive. Gestern war man schon wieder auf Achse: 190 Kilometer von Schneverdingen nach Jheringsfehn zum Testspiel gegen Kickers Emden, das Union mit 2:1 durch Tore von Widolow und Chifon gewann. Anschließend fuhr man wieder zurück.

Erst nach Mitternacht fielen die Spieler todmüde in ihre Betten. Wassilew stöhnte nur: „Diese Organisation …“ Mehr wollte er dazu nicht sagen. Aber von dem Bulgaren ist bekannt, dass er in Trainingslagern seine Mannschaft gerne dreimal am Tag zu Übungseinheiten antreten lässt. Nur ist das derzeit unmöglich bei der vielen Fahrerei. Dabei erzielt Wassilews Programm gewöhnlich durchaus positive Wirkung: Man mag einem Union-Team Schwächen vorwerfen, zum Beispiel im Abwehrverhalten, aber körperlich fit bringt Wassilew die Spieler allemal an den Saisonstart.

Union indes hat keine andere Wahl, als auch mal Mühen in Kauf zu nehmen. Schließlich müssen die Ausgaben eingespielt werden. Das Trainingslager allein kostet den Klub rund 17 000 Euro. Nach Auskunft von Vizepräsident Bernd Hofmann verlangt Union für ein Freundschaftsspiel rund 5000 Euro Gage. Durch das Testspiel gegen Emden konnten somit die Kosten für das Trainingslager auf 12 000 Euro gesenkt werden. Für einen Verein wie Union eine ganz beachtliche Summe. Und so fügen sich die Profis in ihr Schicksal. „Sicher ist die Fahrerei anstrengend“, sagt Stürmer Sreto Ristic, „aber wenn wir dann da spielen, macht es ja auch Spaß.“

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