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Sport: Köpenicks Leuchtturm

Der 1. FC Union hat ein fertiges Modell für die neue Försterei

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Die Fans machten ihre Interessen geltend. Sie forderten Stehplätze nicht nur hinter den Toren, sondern auch auf der Gegentribüne. Den Leuten soll geholfen werden. Heiner Bertram, der Präsident des 1. FC Union, reichte die Bitte an den Architekten Ralf Petersen weiter. Der versprach, sich darum zu kümmern. Ansonsten fand das Modell für ein neues Stadion an der Alten Försterei breite Zustimmung. Dieses Modell, entworfen vom Dortmunder Architekturbüro Hansen & Petersen, diskutierte der Zweitligist gestern mit seinen Fans, um es danach der Presse vorzustellen. Ein reines Fußballstadion soll in der Wuhlheide entstehen, exakt an der Stelle, wo die Mannschaft in Kürze in die Saison starten wird. Eines mit 30 000 Plätzen, davon 10 000 Stehplätze, alles überdacht, alles atmosphärisch sehr dicht, da wenig Raum zwischen Spielfeld und Tribüne bleibt, mit 850 Parkplätzen ganz nah dabei. „Wir wollen ein Stadion bauen, das Emotionen beim Fußball richtig einfängt“, sagt Architekt Petersen.

Bauen kostet Geld. 30 Millionen Euro veranschlagen die Planer für das Stadion. „Diese Zahl ist die Obergrenze und kein Richtwert, der dann um 50 Prozent überschritten wird. Was Berlin baut, wird ja sonst immer teurer als geplant“, sagt Bertram bissig. Noch ehe der Bauherr den ersten Stein setzt, ist eine andere Hürde zu nehmen. Die Grundstücksfrage muss geklärt werden. Union hat den Senat in einem ersten Schritt gebeten, dem Verein das Grundstück an der Alten Försterei zu überlassen. Zu einem symbolischen Preis von einem Euro oder notfalls in Erbpacht. Kürzlich traf das Antwortschreiben ein. Finanzsenator Thilo Sarrazin teilte in einem „unpersönlichen Brief“ (Bertram) mit, Union könne das Stück Land haben, sogar mit dem handelsüblichen Rabatt, zu einem Viertel des üblichen Verkehrswerts. Das macht geschätzt zwischen 1,8 und 2 Millionen Euro.

Union hat das Geld nicht. Der Verein hat gerade den Saisonetat um eine Million Euro auf 6,5 Millionen gekürzt und muss weiter sparen. Bertram hat Sarrazin postwendend geantwortet. Sein Gegenargument: „Wir sind nicht irgendein Anglerverein, der da sein Vereinshäuschen baut. Wenn der Senat das Grundstück nicht hergeben will, muss er die Kosten allein bestreiten.“ Das jetzige Stadion an der Försterei ist marode, die DFB-Inspektoren, die Jahr für Jahr die Sicherheit der Fußballarenen prüfen, kneifen schon jetzt an mancher Stelle beide Augen zu.

Der Traum von Länderspielen

Sollten Sarrazin und der Senat das Grundstück freigeben, könnte flott gebaut werden. „Wir brauchen sechs Monate Planungsvorlauf und dann eine 14-monatige Bauzeit“, sagt Petersen. Beginnen die Arbeiten gleich nach Saisonschluss, wäre das Stadion also zu Beginn der übernächsten Saison bezugsfertig. Und die Kosten? „Ein Drittel müssen wir als Verein selbst stemmen, zu je einem weiteren Drittel müsste das Geld aus der Wirtschaft und aus EU-Fördermitteln kommen“, sagt Bertram. Zehn Millionen will sich Union also selbst auf die Schultern laden, durch Kreditaufnahme, sagt Bertram.

Der Klubchef verweist darauf, dass Berlin im Hinblick auf die Fußball-WM 2006 neben dem Olympiastadion ein weiteres für Länderspiele geeignetes Stadion bekäme – und da müsse man gewohnte Denkschemata verlassen. „Alles Geld immer nur dem Spartopf zu opfern, das kann’s nicht sein. Man muss den Menschen auch etwas anbieten, man muss Leuchttürme setzen“, sagt Bertram geradezu malerisch.

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