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Gruppenbild der Dame. Hertha übt jetzt im Brandenburgischen.

© Dach/Tsp

Körperkultur bei Fontane: Was Hertha BSC in Neuruppin vorhat

Im Trainingslager sollen die Profis von Hertha BSC vor allem an ihrer Kondition arbeiten. Einer hat sich aber vorher abgemeldet.

Am Eingang zum historischen Zentrum sitzt er auf einem erhobenen Sockel und grüßt Einwohner wie Besucher gleichermaßen: der berühmteste Sohn Neuruppins. In diesem Sommer ist Theodor Fontane noch präsenter als ohnehin schon in der 35 000-Einwohner- Stadt im Norden Brandenburgs. Und das will was heißen in einem Ort, in dem neben besagtem Denkmal unter anderem eine Schule, eine Apotheke, eine Therme und ein Restaurant nach dem Schriftsteller benannt sind.

Anlässlich seines Geburtstags vor 200 Jahren gab und gibt es Theateraufführungen und ein menschliches Double, das in zeitgenössischer Kleidung durch die Straßen flaniert, die wiederum nach altem preußischem Vorbild am Reißbrett entworfen wurden. Architektonisch gilt Neuruppin als die preußischste aller Städte. Passenderweise trägt auch das Hotel, in dem die Mannschaft von Hertha BSC die nächsten sieben Tage verbringen wird, den Namen Fontanes.

Für kulturelle oder anderweitige Ausflüge werden die Angestellten des Fußball-Bundesligisten – sofern sie interessiert sind – allerdings kaum Zeit finden. Der Schwerpunkt des Athletik-Trainingslagers soll im konditionellen Bereich liegen. „Wir wollen die Körper auf Vordermann bringen“, hat der neue Cheftrainer Ante Covic gesagt. Übersetzt heißt das, dass die Spieler nach der Sommerpause an ihre physischen Grenzen geführt werden, womöglich müssen sie diese gelegentlich überschreiten. Ex-Coach Pal Dardai zum Beispiel hat Ondrej Duda einmal so oft die Seitenlinie hoch- und wieder runtergejagt, bis der slowakische Nationalspieler sich übergeben musste.

Ein Ball? Ein Medizinball!

Nun wird Ante Covic garantiert seine ganz eigenen Vorstellungen davon haben, wie er seine Mannschaft anzufassen und einzustellen gedenkt; das wurde bereits in seinen ersten beiden Einheiten am Montag und Dienstag klar. Am grundsätzlichen Programm in der ersten Trainingswoche dürfte sich aber nicht viel ändern. Der einzige Ball, den die Profis zunächst zu Gesicht bekommen werden, ist: der Medizinball. Lediglich Thomas Kraft ist von den sich anbahnenden Torturen befreit: Der Ersatztorhüter klagt über eine Entzündung des Schleimbeutels und wird bis auf Weiteres individuell in Berlin trainieren. Für Kraft rückt der 19 Jahre junge Luis Klatte auf.

Per Skjelbred, einer der erfahrensten, physisch besten und laufstärksten Akteure im Berliner Kader, sagt mit Blick auf die nächsten Tage: „Wir verspüren eher Vorfreude auf das Gefühl, das sich nach den Einheiten und der Trainingswoche einstellen wird.“ Jedem sei bewusst, dass er sich in dieser Phase der Vorbereitung quälen muss, ergänzt der Norweger. „Aber wir wissen, dass das wichtig für uns ist.“ Abgesehen von Sonntag, wenn Hertha gegen Eintracht Braunschweig testet, hat Covic für jeden Tag zwei Einheiten angesetzt (jeweils um 10 und 16 Uhr). „Ich denke, die Vorfreude auf die Tage in Neuruppin ist bei Henrik am größten“, sagt Stürmer Davie Selke.

Die Gemeinheiten des Herren K.

Gemeint ist Henrik Kuchno. Herthas Athletik-Trainer ist aktuell der vielleicht wichtigste Zuarbeiter für Cheftrainer Covic. Seine Übungen sind bei den Profis ebenso berühmt wie berüchtigt: Vom Intervalllauf bis zum Kraftzirkel wird sich Kuchno wieder einige Gemeinheiten ausgedacht haben. Immerhin werden die Berliner – im Gegensatz zum letzten Trainingslager in Neuruppin – auf den Einsatz von Eistonnen verzichten können. Auch im Norden Brandenburgs hat es sich nach geradezu tropischen Tagen merklich abgekühlt. Die Wetterprognose für die nächsten Tage liegt bei Maximalwerten von 24 Grad Celsius.

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