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Abklatschen nach der Klatsche. Herthas Spieler konnte am Sonntag nicht mithalten mit den Bayern.

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Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Beschäftigt Hertha BSC überhaupt Profifußballer?

Jürgen Klinsmann lässt Arbeitspapiere vermissen. Das wirft zwangsläufig auch die Frage nach der Betriebsgenehmigung des Olympiastadions auf. Eine Glosse.

Endlich, der Ball rollt wieder! Auf Dauer sind ja Skispringen und Biathlon auch nicht so dolle. Vor dem Rückrunden-Start in der Bundesliga gab es allerdings einige Irritationen. So wurde dem Hertha-Trainer unterstellt, nicht über die notwendigen Arbeitspapiere zu verfügen, um in Deutschland den Trainerberuf auszuüben. Die Innung wollte den Meisterbrief sehen! Aber der Meister hatte da irgendwelche Zertifikate in einer Schublade vergessen, in Kalifornien.

Eine komplizierte Sache ist das. Deswegen konnte auch das Spiel gegen Bayern München nicht wie vorgesehen am Sonnabend ausgetragen werden, sondern wurde auf Sonntag verschoben. Die Innung vermutete weitere Nachlässigkeiten. Wenn der Trainer schon kein Trainer sei, beschäftigt Hertha BSC überhaupt Profifußballer?

Wieder mit Papiere. Jürgen Klinsmann wurde erwischt.
Wieder mit Papiere. Jürgen Klinsmann wurde erwischt.

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Die Qualität des Berliner Spiels der vergangenen Jahre legte plötzlich die Vermutung nahe, es handele sich um billige Leihkräfte aus anderen Randsportarten. Wasserballer oder Tischtennisspieler, die sich noch etwas dazu verdienen müssen. Plötzlich Fragen über Fragen. Gibt es gültige Spielerpässe? Sind die Akteure überhaupt krankenversichert? Hat das Olympiastadion eigentlich eine Betriebsgenehmigung? Einem Verein aus einer Stadt, der es in 15 Jahren nicht gelingt, einen Flughafen fertigzustellen, sei alles zuzutrauen.

Schließlich stellte sich aber heraus: Der Trainer ist ein Trainer. Die Spieler sind richtige Fußballspieler. Und das Stadion hat auch eine Genehmigung. Ein kleiner Zweifel blieb jedoch, ob es sich wirklich um ein richtiges Fußballstadion handele, aber egal.

Der Start in die Rückrunde hat vor allem gezeigt, dass es sich lohnt, in neue Spieler zu investieren. Ein junger Norweger namens Erling Haaland, der für viel Geld im Winter zu Borussia Dortmund gewechselt war, erzielte nach seiner Einwechslung innerhalb von gerade einmal 20 Minuten drei Tore. Hätte man Haaland von Beginn an spielen lassen, wären es wohl sieben gewesen. Geld schießt also doch Tore, aber das ahnten wir ja schon immer.

Große Namen standen bislang nur in der Zeitung

Und da sind wir schon wieder bei Hertha BSC. Wenn Geld Tore schießt und Hertha jetzt Geld hat, dann könnte man doch… Aber so einfach ist es eben nicht. Irgendwie reicht die Strahlkraft von Klinsmann mit der kalifornischen Schublade noch nicht aus. Große Namen standen zwar in der Zeitung. Aber eben nicht auf dem Platz. Jedenfalls nicht bei uns.

Aber die Vorfreude auf etwas ist meistens sowieso viel schöner, als wenn das Gewünschte dann tatsächlich auch eintritt. Daran sollten wir denken, wenn sich bislang nur ein hoffnungsvoller Spieler eines Bundesliga-Absteigers hat überzeugen lassen, unsere Mannschaft zu verstärken.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

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