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Was hat er vor? Lars Windhorst, Investor bei Hertha BSC, sieht in dem Berliner Fußballklub dank seinem Geld ein zukünftiges Topteam.

© Frank Molter/dpa

Kolumne "Auslaufen mit Lüdecke": Warum ein Schlafanzug Hertha Angst machen sollte

Der Investor Lars Windhorst möchte eventuell noch mehr Geld in Hertha investieren. Frank Lüdecke traut der Sache noch nicht so ganz.

Ich habe ein interessantes Interview mit Lars Windhorst gelesen, dem neuen Investor bei Hertha BSC. Darin kündigte er an, womöglich noch mehr Geld als bisher in den Verein stecken zu wollen. Ich bin ja bekennender Hertha-Fan, aber stünden mir 250 Millionen Euro zur Verfügung – Mittel, über die ich im Moment nicht verfüge –, bin ich doch unsicher, ob ich sie in den Charlottenburger Fußballklub stecken würde. Wahrscheinlich würde ich andere Dinge mit dem Geld anstellen.

Lars Windhorst ist da aus anderem Holz geschnitzt. Er kennt die Welt der Wirtschaft, er kennt auch die Begriffe Insolvenz, Veruntreuung und Bewährungsstrafe. Ich dagegen kenne Lars Windhorst nicht, vermute aber, er ist mehr Geschäftsmann als Fan von Hertha BSC. Er sieht sein finanzielles Engagement nicht den Irrungen eines Fußballnarren geschuldet, sondern als ein Investment, das sich irgendwann lohnen wird. Er strebt an, Hertha BSC zu einer Marke zu machen, die mehr als eine Milliarde Euro wert sein wird und über kurz oder lang Champions League spielt.

Das ist ambitioniert und passt in der rhetorischen Ausformulierung ausgezeichnet in diese Stadt – wenngleich am Ende in der Regel leider immer ganz andere Ergebnisse auf uns warteten. Dem Interview war auch zu entnehmen, dass Windhorst Hertha lobt, weil der Verein in den letzten fünf Jahren den geringsten Personaletat der gesamten Liga gehabt hätte. Ich frage mich, ob das wirklich etwas Positives ist, dass ein Klub wie Hertha BSC mit geringeren Personalkosten geführt werden kann als Freiburg oder Düsseldorf.

Dazu passt ein Konsumerlebnis meiner Frau. Sie erwarb vor einiger Zeit in einem sehr gehobenen Kaufhaus am Wittenbergplatz einen extrem teuren Schlafanzug einer exklusiven Modemarke aus Bologna. Bereits nach einer Woche lösten sich die Nähte auf. Die Qualität sei nicht mehr so wie früher, bekannte eine Verkäuferin. Die Sache wurde zum Reklamationsfall und zog sich dann über Monate hin. Sie ahnen, wem diese Modefirma inzwischen gehört.

Frank Lüdecke ist Kabarettist und Künstlerischer Leiter der „Stachelschweine“. Er schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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