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Flockig war nur das Wetter. Das Berliner Spiel am Samstag konnte Herthas Trainer Pal Dardai eher weniger gefallen.

© Tobias Schwarz/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Bonjour Tristesse, Hertha BSC

Die Berliner machen es sich gerade in der bedeutungslosen Sicherheitszone gemütlich. Das sei schwer zu akzeptieren, findet unser Kolumnist.

Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, hat ein neues Motivationskonzept entwickelt. Es wird nicht mehr eine Punktevorgabe für die nächsten drei, vier Spiele gemacht, sondern ab jetzt sollen nur noch Aussagen für das nächste Spiel getroffen werden. Der Trainer, so war zu lesen, schreibt dann den Spielern einen entsprechenden Begriff auf. Zum Beispiel „Auswärtssieg“. Oder „Punkteteilung“. Für das Spiel gegen Wolfsburg soll das Wort „Heimsieg“ notiert worden sein, aber die Spieler müssen da was falsch gelesen haben. Vielleicht stimmt auch irgendetwas mit dem neuen Staffellungsprinzip nicht. Jedenfalls die drei Punkte, die man unbedingt haben wollte, haben jetzt andere. Nämlich die Sportsfreunde aus Wolfsburg.

Nun geschehen auf der Welt viel schlimmere Dinge als dass man sich darüber aufregen sollte. Und doch ist die Sache extrem ärgerlich. Denn es hätten sich tolle Perspektiven ergeben, wenn die Begegnung in der notierten Richtung geendet hätte. Dardai sagte direkt nach dem Schlusspfiff das Spiel sei wegen der „Einstellung“ verloren worden und weil der Gegner den Sieg „mehr gewollt hätte“. Und das verstehe ich nicht. Wie kann der Gegner den Sieg mehr wollen, wenn doch auf dem eigenen Zettel „Heimsieg“ stand? Was einen letztlich traurig stimmt, ist, dass wir alle insgeheim wissen, dass es völlig egal ist, was auf dem Zettel steht. Ist das Spiel wirklich wichtig für den Verein, ist es „richtungsweisend“, so dass es unbedingt gewonnen werden muss – dann wird es sowieso in aller Regel verloren. So war es immer in den letzten Jahren. So ist es auch diesmal.

Manager Preetz hatte in der Winterpause gerade die „Einstellung“ bemängelt. Und Dardai hat diese Aussage dahingehend gekontert, dass diese Rückrunde die beste seiner Amtszeit werden könnte. Zumindest theoretisch ist die Sache also klar. Fakt ist aber auch: Die Mannschaft macht es sich gerade in der bedeutungslosen Sicherheitszone gemütlich. In der Konsequenz bedeutet es jetzt, dass die Zettelnotierungen kaum noch eine Relevanz haben. Ab jetzt gilt: Wird ein Spiel gewonnen, geht es kaum aufwärts. Wird es verloren, geht es nicht bergab. Das ist schwer zu akzeptieren, wenn man an die berauschenden Spiele zu Beginn der Hinrunde denkt. Bonjour Tristesse!

- Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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