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Im Olympiastadion bleiben meist viele Plätze leer.

© picture alliance / dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Hertha BSC und die fiese Schüssel

Hertha BSC spielt im Dinosaurier unter den Bundesligastadien. Unser Kolumnist hat ein paar Ideen für Neuerungen im Olympiastadion.

Hertha BSC stürmt Richtung Champions League, aber kaum einer kriegt’s mit. Schade. Nur 40.000 Menschen kamen am Sonnabend ins Stadion. Die Mannschaft spielt einen tollen Fußball, aber die Zuschauerzahlen sind in etwa so wie jene aus der letzten Saison, als die Berliner Spieler Probleme hatten, den Ball zu einem fünf Meter entfernt postierten Mitspieler gelangen zu lassen. Wie kann das sein? Eine alte Theorie besagt, es liegt gar nicht an der Mannschaft, es liegt am Stadion! Dieser fiese Kessel ist der Dinosaurier unter den Bundesligastadien. Ein Stimmungskiller und zuschauerfeindlich! Ich muss Ihnen ja nicht sagen, aus welcher Zeit das Olympiastadion stammt. Der Grundgedanke damals war wohl, dass der Betrachter von Sportwettkämpfen durch den direkten Einfluss der Elementargewalten wie Wind, Regen und frischer Luft abgehärtet werden sollte, ohne sich selbst bewegen zu müssen.

Oder so ähnlich.

Die Konzeption moderner Sportstätten hat sich radikal verändert. Die heutigen Stadien unterscheiden sich kaum noch. Allenfalls durch die Namensgebung. Sie heißen für fünf Jahre „Haribo-Arena“ oder „Meister-Propper-Kampfbahn“. Danach werden die Namensrechte neu ausgeschrieben und dann heißt das Stadion in – sagen wir – Hamburg so, wie es die letzten fünf Jahre in Frankfurt hieß. So gleicht sich alles an und wird vertrauter. Das ist insofern wichtig, als die modernen Zeiten unübersichtlich genug sind. Hier folgt die Sportindustrie einem allgemeinen Architekturtrend. Denn auch die Innenstädte werden sich ja immer ähnlicher. Ich war kürzlich in Stuttgart und habe dort auf Anhieb den Weg vom Bahnhof zur „Mercedes-Benz-Arena“ gefunden. Und das mit einem Stadtplan von Mönchengladbach!

Wichtig ist auch, dass moderne Stadien ein mobiles Dach bekommen, damit extreme Naturereignisse wie Regen zum Beispiel das Spiel nicht negativ beeinflussen. Fußball kann im Regen eigentlich gar nicht ausgeübt werden, weil dann alles nass wird. Der Rasen, der Ball, die Spieler. Zum neuen Komfort gehört auch, dass die Sitzgelegenheiten vielerorts bereits über Schlaf- und Liegefunktionen verfügen. Zum Standard gehören auch Sitzheizung und Massage-Einstellungen. Auch an Entertainment-Programmen wird gearbeitet. So kann sich der gelangweilte Zuschauer demnächst spontan an seinem Sitzplatz-Bildschirm für ein Alternativprogramm entscheiden. „Star Wars“ etwa. Falls Hannover 96 zu Gast ist.

So weit sind wir in Berlin noch nicht. Aber da müssen wir hin. Wenn wir ganz oben mithalten wollen.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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