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Rot trägt er lieber. Gareth Bale zeigt für Wales vollen Einsatz.

© Boyers/Reuters

Kolumne „Kit's Corner“: Wie Gareth Bale die Beziehung zu Real Madrid zerstörte

In den letzten Jahren wurde Gareth Bale immer mehr zum Buhmann der spanischen Medien. Nun setzte der Waliser Real Madrids aber nochmal einen drauf.

In Großbritannien haben wir keine geschriebene Verfassung. Dafür haben wir aber jede Menge lustige archaische Gesetze, die angeblich nie aufgehoben wurden. In der englischen Grenzstadt Chester zum Beispiel soll es nach Mitternacht völlig legal sein, einen Waliser mit einer Armbrust zu erschießen. Gut möglich, dass diese Regel bald auch in Madrid eingeführt wird, denn dort sind gerade viele Menschen ziemlich sauer auf Waliser.

Der Grund dafür heißt Gareth Bale. Der Zopf tragende Außenstürmer spielt seit 2013 bei Real Madrid und hat in dieser Zeit viermal die Champions League gewonnen. Trotzdem ist er mittlerweile Persona non grata in der spanischen Hauptstadt. Sollte er am Dienstag im Gruppenspiel gegen Paris Saint-Germain auflaufen dürfen, könnte es sein letztes Europapokal-Heimspiel für die Königlichen sein.

Bale wird vorgeworfen, sich nicht integrieren zu wollen

In den letzten Jahren wurde Bale immer mehr zum Buhmann der spanischen Medien. Ihm wurde vorgeworfen, sich nicht integrieren zu wollen. Seine Spanischkenntnisse sind nach sechs Jahren in Madrid immer noch überschaubar, und er hat mittlerweile den Ruf, lieber Golf zu spielen, als mit seinen Mannschaftskameraden Zeit zu verbringen. Zuletzt hat ein prominenter Kritiker über Bales Prioritäten spekuliert, und ist zu einem bitteren Schluss gekommen: „Wales. Golf. Madrid. In dieser Reihenfolge.“

Die Fans in Wales fanden diesen Satz natürlich super. So super, dass sie daraus einen Fangesang gemacht und Nationalflaggen mit der entsprechenden Aufschrift garniert haben. Mit genau einer solchen Flagge jubelten dann Bale und seine Mitspieler am vergangenen Dienstag vor den Fernsehkameras, nachdem sich Wales die EM-Qualifikation gesichert hatte.

In Madrid kam das nicht gut an. Am Sonntag wurde Bale bei seiner Einwechslung von den eigenen Fans ausgepfiffen. Von mangelndem Respekt und Unverschämtheit war die Rede. Die Sportzeitung „Marca“ schrieb, der Waliser habe mit seinem Verhalten „eine Institution verhöhnt“.

Das Streitobjekt. Diese Flagge landete am selbigen Abend noch in Gareth Bales Händen.
Das Streitobjekt. Diese Flagge landete am selbigen Abend noch in Gareth Bales Händen.

© Boyers/ Reuters

Hätten die Kastilier mehr Ahnung von der walisischen Kultur, hätten sie es wohl nicht so übel genommen. Der Dichter Dylan Thomas hat sich nämlich einmal so beschrieben: „Erstens bin ich Waliser. Zweitens bin ich Säufer. Drittens bin ich Liebhaber der Menschheit.“ Der Spruch „Wales. Golf. Madrid“ ist nur der gleiche Gedanke für das 21. Jahrhundert. Er ist auch gar nicht böse gemeint.

Sei’s drum. Die Beziehung zwischen Bale und Real ist nun endgültig zerstört. Im Sommer stand er kurz vor einem Wechsel in die chinesische Superliga, aber der Transfer ist in der letzten Minute geplatzt. Seitdem hat ihn Trainer Zinedine Zidane nur siebenmal aufs Feld geschickt. Er muss weg. Die Frage ist nur wo er hingeht.

Der FC Bayern München, Manchester United und sein ehemaliger Verein Tottenham gelten alle als mögliche Kandidaten. Am wahrscheinlichsten bleibt aber immer noch ein Wechsel nach China. Nur zu einem Klub geht Bale definitiv nicht: dem englischen Sechstligisten FC Chester.

Kit Holden schreibt immer dienstags in den Spielwochen der Champions League aus britischer Sicht über Europas Fußball.

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