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Sven Goldmann schreibt immer dienstags in den Spielwochen der Champions League über Kicker, Klubs und Klassiker in Europas Fußball.

© Reuters

Kolumne: Meine Champions: Manchester City: Der Scheich will nur den Titel

Er galt als zweitbeste Wahl und war doch eher zweite Wahl. Manuel Pellegrini hat in seinem ersten Jahr bei Manchester City die englische Meisterschaft gewonnen und den Ligapokal, aber richtig glücklich ist er dort nicht geworden.

Er galt als zweitbeste Wahl und war doch eher zweite Wahl. Manuel Pellegrini hat in seinem ersten Jahr bei Manchester City die englische Meisterschaft gewonnen und den Ligapokal, aber richtig glücklich ist er dort nicht geworden. Wahrscheinlich wird das zweite Jahr auch das letzte des Chilenen auf der Trainerbank des Manchester City Football Club sein.

Meisterschaft und Ligapokal sind für Citys arabische Financiers Titel von minderer Bedeutung. Mit seinen milliardenschweren Zuwendungen will der Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan nicht in England regieren, sondern in der ganzen Welt. In der Champions League aber dürften die Citizens nach der 1:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel wie im vergangenen Jahr am FC Barcelona scheitern. Ausgerechnet an Barcelona, dem Erfolgsmodell des schönen Fußballs, das seine Hoheit, der Scheich von Manchester, so gern kopiert hätte.

Es war vor ziemlich genau drei Jahren, als City einen Nachfolger für den glücklosen Italiener Roberto Mancini suchte. Wunschkandidat war der Mann, dem Barça seine Neuerfindung verdankt. Doch Pep Guardiola widerstand im New Yorker Sabbatical der englisch-arabischen Offerte und ging lieber nach München. Und Manchester City gab sich mit der zweitbesten Wahl zufrieden – mit Manuel Pellegrini, der die Provinzklubs FC Villarreal und FC Malaga zu einer kurzen Blüte geführt hatte. Das Missverständnis nahm nun seinen Lauf.

Manchester wurde im Hinspiel von Barcelona durcheinander gewirbelt

Auch Manuel Pellegrini würde wohl gern schönen Fußball spielen lassen, aber das ist schwer möglich mit seinem auf britische Wucht ausgerichteten Personal. Und doch versuchte er schon im vergangenen Jahr ernsthaft, den FC Barcelona mit dessen eigenem System zu besiegen. Mit einem 4-4-2, mit zwei Flügelspielern und zwei zentralen Stürmern. Er scheiterte grandios, obwohl Barça damals an einem Post-Guardiola-Trauma litt und weit entfernt war von der Form glorreicher Tage. „Gegen den FC Barcelona kannst du nur gewinnen, wenn du das Mittelfeld dicht machst und damit die Passwege verstellst“, hat der auf der Insel immer noch schwer gefragte frühere City-Profi Dietmar Hamann gerade dem „Mirror“ erzählt.

Umso überraschender war es, dass Pellegrini beim Da Capo vor drei Wochen dieselbe Taktik wählte. Mit der Folge, dass seine Mannschaft von den turmhoch überlegenen Katalanen in der ersten Halbzeit durcheinander gewirbelt wurde. Allein Sergio Agüeros spätes Anschlusstor und die noch spätere Parade von Joe Hart bei Lionel Messis nachlässig-liederlich geschossenem Elfmeter bescherten City ein Resultat, das die Dienstreise zum Rückspiel am Mittwoch nicht zu einem bunten Betriebsausflug degradiert.

In FA-Cup und Ligapokal ist Manchester früh gescheitert

Manuel Pellegrini hat ausrichten lassen, er werde über die Taktik noch einmal nachdenken und es sei vielleicht keine so gute Idee, auch im Camp Nou zwei Stürmer aufzubieten. So wird sich diesmal wahrscheinlich der Argentinier Agüero allein im Angriffszentrum versuchen, unterstützt vom Ivorer Yaya Touré in einer sehr viel offensiveren Mittelfeldrolle, als er sie noch im Hinspiel zu interpretieren hatte. In diesem Fall würde City genau so spielen, wie es Pellegrinis Kritiker schon vor dem Hinspiel verlangt hatten. Der Trainer hatte daraufhin zu seiner Verteidigung angeführt, Real Madrid habe in der Primera Division sogar mit drei Stürmern gegen Barça gespielt.

Es hängt einiges an diesem Rückspiel, für Manuel Pellegrini und Manchester City. Für den noch amtierenden Englischen Meister bietet die Champions League die letzte Chance auf eine Trophäe in diesem Jahr. In FA-Cup und Ligapokal ist der Klub früh gescheitert, in der Premier League sind es schon sechs Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter FC Chelsea, der zudem ein Spiel weniger bestritten hat. Am Sonntag gab es eine peinliche 0:1-Niederlage beim Abstiegskandidaten FC Burnley.

„Im Fußball ist nichts unmöglich“, hat Pellegrini vor der Abreise gesagt, und selbstverständlich glaube er daran, das Spiel in Barcelona zu gewinnen. Sein Vertrag läuft noch bis 2016, aber Verträge haben den Scheich von Manchester noch nie besonders interessiert.

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