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Der Scheinwerfer war während der Special Olympics mal wieder auf Sport von Menschen mit Behinderungen gerichtet

© dpa/ Christoph Soeder

Kolumne „Meine Paralympics“: Viele Gründe zu feiern – und nachdenklich zu werden

Special Olympics und Weltrekord – aus der Para-Szene gibt es viele gute Nachrichten. Tja, und dann ist da noch der gefallene Held Oscar Pistorius.

Manchmal kann man auch in Sportschuhen riesige Schritte machen. Wie bei den nationalen Special Olympics in Berlin, die haben nach Überzeugung der Veranstalter die Inklusion im Alltag maßgeblich gefördert.

„Durch die nationalen Spiele haben wir eine ganz andere Wahrnehmung. Wir kommen mit Riesen-Meilenstiefeln voran“, sagte Christiane Krajewski, Präsidentin der Special Olympics Deutschland (SOD), auf der Abschluss-Pressekonferenz im Olympiastadion.

Rund 4000 Athlet:innen hatten von Sonntag bis Freitag, 24. Juni, in 20 Sportarten ihre Sieger an verschiedenen Standorten in der Stadt ermittelt. Die Spiele waren Qualifikationswettbewerbe für die World Games, die vom 17. bis 25. Juni 2023 ebenfalls in Berlin stattfinden werden. Die Quali, hat gepasst. Und: „Die Wahrnehmung ist positiv gestiegen. Für 2023 ist das ein ganz großer Meilenstein“, sagte Athletensprecher Mark Solomeyer der Agentur dpa.

Der Scheinwerfer war mal wieder auf Sport von Menschen mit Behinderungen gerichtet, bei gleißendem Sonnenschein und Badewetter. Philipp Lahm, Mitglied im Weltspielekomitee der World Games, zeigte sich von den „Emotionen und der Leidenschaft“ beeindruckt. „Eine sensationelle Stimmung. Diese Leidenschaft erlebt man selten.“

Emotionale Eröffnungsfeier

Der Fußball-Weltmeister von 2014 ist auch Verantwortlicher für die Fußball-EM 2024 in Deutschland, und er forderte weitere Promis auf, sich öffentlich für Inklusion einzusetzen. Eindruck machten die emotionale Eröffnungsfeier im Stadion An der Alten Försterei, und es gab eine Athletendisco am Brandenburger Tor.

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Grund zu feiern – und zu hoffen – haben auch die deutschen Para-Sprinter-Staffelläufer. Nach sechs Jahren Wettkampf-Pause hat die 4-mal-100-Meter-Staffel beim Sportfest in Leverkusen gleich mal einen Weltrekord aufgestellt. Der Wolfsburger Phil Grolla, die beiden Leverkusener Johannes Floors und Markus Rehm sowie der in London wohnende und für Wetzlar startende Felix Streng waren in 40,52 Sekunden 21 Hundertstel schneller als die USA zuletzt.

Floors und Streng im Sprint sowie Rehm im Weitsprung sind auch schon Einzel-Paralympicssieger. „Es war cool, wieder so eine Staffel zu laufen. Ich glaube, das war zuletzt in Rio der Fall. Ich hoffe, dass wir es in Paris wieder im Programm haben werden“, sagte Streng.

Es gilt das Gebot der Resozalisierung

Bei den Paralympics 2016 in Rio hatte das deutsche Quartett mit Streng, Rehm, Floors und David Behre Gold geholt. Dann war die Disziplin aus Para- und WM-Programm genommen und durch eine Mixed-Staffel ersetzt worden. Auf den Weltrekord habe man „schon ein bisschen gehofft“, sagte Rehm der dpa: „Wir haben das aber vor einigen Jahren zuletzt gemacht. Und es hat genauso viel Spaß gemacht wie damals.“

Gute Nachrichten also aus der Para-Szene. Und noch eine: Auch die Katholische Nachrichtenagentur freute sich mit Paralympics-Sieger und Kugelstoßer Niko Kappel (27), der in Stuttgart den „DJK-Ethik-Preis des Sports 2022“ des katholischen Sportverband für „herausragendes Engagement für die Inklusion“ bekam.

Tja, und dann ist da noch der gefallene Held, Oscar Pistorius. Der inhaftierte Ex-Sportler aus Südafrika hat nach neun Jahren Haft die Eltern der von ihm getöteten Reeva Steenkamp getroffen, als Teil seiner Reha. 13 Jahre muss er insgesamt sitzen. Bei dem Gedanken an die Schüsse durch die Tür ist mir nicht mehr zum Feiern zumute. Doch es gilt das Gebot der Resozalisierung, auch in diesem Fall.

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