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Sabrina Mockenhaupt beim Halbmarathon 2011 in Berlin.

© Jörg Carstensen/dpa

Kolumne: So läuft es: Auch Sportler haben ein Recht auf Meinung

Kaum äußert sich ein Sportler politisch, hagelt es Kritik und Pöbeleien von allen Seiten. Dabei sollten auch sie sich frei zu Politik äußern dürfen, findet unser Kolumnist.

Sie wird wohl stets eine der besten Läuferinnen bleiben, die Deutschland je hatte. Und sie ist und bleibt die wohl eckigste Läuferin aller Zeiten. Nie wird sich Sabrina Mockenhaupt den Mund verbieten lassen. Schon mehrfach wurde sie in den sozialen Netzwerken regelrecht bepöbelt und angegriffen. Nur weil sie immer gerade war. Weil sie ihre Meinung sagte.

Was am vergangenen Freitag geschah, das lässt jeden noch so guten Asphalt schmelzen. Sabrina postete öffentlich ihr Bekenntnis zu Angela Merkel. Und rief ihre Fans dazu auf, die Bundeskanzlerin auch dieses Mal zu unterstützen. Sie machte klar, dass sie weder als Wahlhelferin bezahlt würde, noch dass sie sich vor irgendeinen Karren spannen lassen würde. Mocki tat einfach das, was Mocki immer tut. Sie machte öffentlich klar: „Schaut mal, ich mag zwar für Euch nur eine Läuferin sein. Aber das heißt ja nicht, dass ich keine politische Meinung haben darf.“ Genau das sahen ziemlich viele ihrer „Fans“ ganz anders.

Es hagelt Kritik

Rund 200 Kommentare hat der Post mittlerweile. Nur wenige davon positiv. Es brach ein Wutgewitter über die Sportlerin ein. Viele verabschiedeten sich, beschimpften sie, drohten ihr. Und an dieser Stelle habe ich einige wichtige Fragen: Ist es nicht armselig, dass es scheinbar nicht toleriert wird, dass sich Sportler an einem demokratischen Prozess öffentlich beteiligen? Was ist das für ein schräges Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit, wenn man als Sportler nicht daran teilnehmen darf?

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Warum verliert man den Respekt gegenüber einer Frau, die einfach nur eine Partei wählt, die andere eben nicht wählen? Ist es in diesem Land nicht möglich, befreundet zu bleiben, auch wenn man anderer Meinung ist? Und noch eine letzte Frage: Nur weil eine Frau ihre Meinung sagt, ist es okay, einen echten Shitstorm deswegen anzuzünden?

Sport bedeutet Freiheit

Auch andere Sportler wie Nationalspieler Toni Kroos, der sich ebenfalls in den sozialen Netzwerken zur Kanzlerin bekannte, mussten sich Pöbeleien anhören. Dabei haben Politik und Sport immer schon miteinander zu tun gehabt. Ich bin der Meinung, dass die Politik den Sport auf keinen Fall als PR-Werkzeug missbrauchen darf. Umgekehrt darf sich ein Sportler nicht zum Werkzeug der Politik machen lassen. Sport bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit. Gar keine Frage. So soll es auch gerne für immer sein.

Sport verbindet Kulturen, weit über die Möglichkeiten der Politik hinaus. Hat aber ein Sportler eine Meinung und den festen Willen, seinen Teil zur Lebbarkeit der Demokratie beizutragen, dann darf und muss er dies sogar tun. Und komm mir keiner mit: „Aber das ist doch eine Person des öffentlichen Lebens.“ Na und? Wir alle tun unsere politische Meinung kund. Auch in der Öffentlichkeit. Viele laufen dabei leider nur nicht so schnell wie die Profisportler. Daran sollten sie vielleicht mal arbeiten. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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