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Laufen kann sich positiv auswirken – für Mensch und Hund.

© Peter Steffen/dpa

Kolumne: So läuft es: Laufen kann befreiend sein – für Mensch und Hund

Unser Kolumnist hat eine Hündin aus dem Tierschutz bei sich aufgenommen. Beim Laufen verliert sie ihre negative Energie und fasst Vertrauen.

Diese Kolumne ist die Geschichte von Kara. Kara ist acht Monate alt. Und sie kommt wie meine beiden Hunde Spagna und Dante aus dem Tierschutz, aus einem Tierheim in den Abruzzen. Hunde aus dem Tierschutz sind anders. In ihrer Welt fühlen sie sich sicher und geborgen. Sie kennen ihre Pfleger, die anderen Hunde, sie wissen, dass ihnen nichts geschieht. Als Spagna und Dante vor Jahren bei mir ankamen, waren sie voller Angst. Und so ist es auch bei Kara. Seit einigen Tagen ist sie bei uns.

Spagna und Dante haben sie liebevoll aufgenommen. Sie haben Kara sogar ihre Lieblingsplätze überlassen. Besucherhunde haben sonst niemals Zutritt zu ihren Lagern. Als Kara dort Schutz suchte, wurde ihr dieser selbstverständlich gewährt. Mehrere Tage lief sie wie ein getriebener Wolf durch das Haus. Als ob sie sagen wollte: „Ich würde gerne näher zu euch kommen. Aber ich traue mich nicht. Ich würde so gerne Frieden finden, aber mein Instinkt sagt mir, ich muss laufen.“

Hunde wollen Energie verschwenden. Beim Laufen wird Stress abgebaut, der Hund entspannt und zeigt sich von seiner besten Seite. Und nebenbei merkt man, dass ein Leben am Schreibtisch, am Lenkrad oder auf der Couch auch für Menschen nicht artgerecht ist.

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So nahmen wir sie einfach bei ihrem Instinkt. Und gingen laufen. Wie ein scheues Pferd tänzelte sie an der Leine. Sie kannte keine Autos, keine Menschen, keine Kinderwagen. Jeder Reiz war ein Schock. Also liefen wir schneller, um endlich in den Wald zu kommen. Jeder Meter tiefer in den Wald wurde plötzlich ein Meter, der mehr in die Freiheit führte. In die innere Freiheit.

Jeden Tag tankt Kara positive Energie

Stück für Stück wich die Anspannung, verflüchtigte sich Karas Angst. Der eingeklemmte Schwanz wedelte plötzlich vorsichtig. Die schnellen Schritte wurden zu einem kleinen Galopp der Freude. Kara lief sich im wahrsten Sinne frei. Sie lief in die Freiheit. Deutlich war zu erkennen, dass die junge Hündin all die negative Energie verlor. Sie tauschte sie gegen positive Energie, die sie durch das Laufen bekam. Sie tankte auf. Kilometer für Kilometer. Hätte ich sie gelassen, wäre sie bis zum nächsten Tag gelaufen.

Es muss unfassbar viel negative Energie in ihr gewesen sein. Zu Hause angekommen, fiel sie in einen langen, tiefen Schlaf. Wieder erwacht, lief sie wieder. Jedoch viel weniger panisch.

Wir laufen jeden Tag. Und jeden Tag tankt sie positive Energie. Und lässt das Negative auf den Wegen. Diese Woche ist sie mir das erste Mal entgegengekommen, als ich aus dem Schlafzimmer kam. Zärtlich begrüßte sie mich. Diese Form der Energie, die man durch das Laufen bekommt, nennt man Vertrauen. Vertrauen zu sich selbst. Und zu anderen. Und deshalb laufen wir weiter.

Seit fünf Jahren laufe ich wieder regelmäßig. Jeden Tag. Denn das, was Kara gerade erlebt, das spürte auch ich bei mir selbst. Ich lief zu mir selbst. Ich lief mich frei, ließ negative Energie zurück. Und atmete positive Energie ein. Und so ist es bis heute. Kara erinnert mich wieder daran, wie wichtig es ist, sich selbst und anderen zu vertrauen. Also: Laufen Sie los! Und vielleicht denken Sie mal darüber nach, ob für Sie auch eine Kara infrage kommt. Karas können helfen. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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