zum Hauptinhalt
Der Frankfurt-Marathon wurde diesmal von einem Todesfall überschattet.

© dpa

Kolumne: So läuft es: Ohne Gesundheitstest kein Marathon!

Erstmals in der 35-jährigen Geschichte des Frankfurt-Marathons stirbt ein Läufer. Was den Fall für Mike Kleiß besonders tragisch macht: Dieser Tod wäre zu verhindern gewesen.

Tragisch ist das, gar keine Frage. Zusammen mit Wunderläufer Achim Achilles war ich dieses Jahr selbst am Start bei Frankfurt-Marathon. Wir liefen in einer Staffel. Wir hatten Spaß und Freude, wie all die 16 000 Läuferinnen und Läufer. Und bereits am Abend dann die Nachricht, dass wieder einmal ein Läufer sein Leben lassen musste. Der erste Todesfall in der 35-jährigen Geschichte des Frankfurt-Marathons. Bei Kilometer 39 setzte bei einem Marathoni das Herz aus. Er litt an einer Vorerkrankung des Herzens.

Und genau hier setzt bei mir seit Jahren komplettes Unverständnis ein. Und laut schreit es in meinem Läuferherz: Was soll das? Keine Frage: Dass ein Mensch bei unserem Sport stirbt, ist fürchterlich traurig. Und schlimm und alles. Dieser Tod wäre jedoch zu verhindern gewesen. Und die Trauer seiner Verwandten und Freunde ebenfalls. Da hilft auch nicht der schnöde und dünne Hinweis vom Pressesprecher des Frankfurt-Marathon, Alex Westhoff: „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass nur wirklich gesunde Läufer an den Start gehen sollten.“

Verzeihung, aber diese soften Streichelhinweise reichen einfach nicht mehr. Immer wieder sterben Läufer auf der ganzen Welt bei dieser Art von Wettkampf. Und immer wieder liegen Vorerkrankungen vor. Sicher wird man Todesfälle nicht verhindern können. Das wäre weit übers Ziel hinaus. Was wir jedoch brauchen, ist eine deutlich bessere Gesundheitskontrolle im Vorfeld solcher Wettkämpfe.

Wir müssen weg von Unvernunft und Mutproben

Nach dem Hamburg-Marathon vor zwei Jahren unterhielt ich mich mit dem Chefredakteur der „Runner’s World“, Martin Grüning. Ein ehemaliger Profi, ein begnadeter Läufer, einer, der für unseren Sport lebt. Wir unterhielten uns über Zeiten. Martin Grüning brachte es deutlich auf den Punkt: „Völlig egal, in welcher Zeit man ins Ziel kommt als Hobbyläufer. Marathon ist Leistungssport, Freunde.“ So kann man, nein: So muss man es sehen. Wer seinen Körper dieser Belastung aussetzt, der muss nicht nur gut vorbereitet sein. Er muss auch körperlich fit und in der Lage sein, die 42 Kilometer zu meistern.

Und ich bin spätestens seit Sonntag fest der Meinung, auch wenn Sie mich für den größten Laufspießer Deutschlands halten: Ohne Bescheinigung des Arztes, die maximal vier Wochen alt sein darf, darf es keinen Startplatz beim Marathon geben. Klare Jacke! Dazu gehört nicht einfach nur ein kurzes Draufschauen. Es sollte ein Nachweis erbracht werden, dass auch ein Belastungstest durchgeführt wurde, und Herz sowie Arterien geschallt wurden.

Wir müssen weg von Unvernunft und Mutproben. Jeder Läufer trägt eben nicht nur Verantwortung für sich selbst. Sondern auch für Familie, Angehörige und Freunde. Und am Ende ist es das komplett falsche Zeichen für tausende Läuferinnen und Läufer, wenn ein Mensch trotz Vorerkrankung trotzdem mit Gewalt einen Marathon läuft. Verantwortliche der Marathon-Veranstaltungen sind jetzt gefragt. Auch wenn dadurch die Anmeldezahlen eventuell leicht zurückgehen. Das muss es uns wert sein. So läuft es.

- Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt bei Tagesspiegel.de an jedem Donnerstag übers Laufen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false