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Hackfleisch? Bacon? Köstlich! Aber unser Kolumnist macht Sportfasten, und er hat Hunger.

© picture alliance / dpa

Kolumne: So läuft es: Pfannengemüse statt Burger

Unser Kolumnist hat die Hälfte seiner Fastentage geschafft. Er fühlt sich wirklich besser, aber der Weg am Burgerladen vorbei fällt ihm schwer.

Ich habe verdammt noch mal Hunger. Und ich nerve meine Umwelt. Alles dreht sich ums Essen. Essen, das ich nicht essen kann. Das ist nicht lustig. Es ist Halbzeit in meinem Selbstversuch Sportfasten, und die Feuertaufe hatte ich gestern, denn ich musste am Burgerladen meines Vertrauens vorbei.

Es waren diese zehn Sekunden. Der Duft von gegrilltem Hack, gepaart mit einer Note Bacon und einem Hauch Spezial-Dressing. Ein Parfüm, für das ich beinahe auf die Knie gegangen wäre. Und doch schleppte ich mich vorbei. Alles für ein süßes Versprechen. Nur dieses süße Versprechen lässt mich dieser Tage überleben: die Steigerung der Ausdauerfähigkeit um bis zu 20 Prozent! Das soll mein Lohn sein, so sagt der Erfinder des Sportfastens, der niederländische Arzt Remco Verkaik.

Worum geht es? In 10 Tagen soll sich der Körper von Zucker- auf Fettverbrennung umstellen. Im Gegensatz zum bekannten Heilfasten soll hierbei der Kohlenhydratspeicher komplett entleert werden. Durch den „Metabolic Switch“, also die Umstellung vom Kohlenhydrat- zum Fettstoffwechsel, wird der aerobe Energiestoffwechsel verbessert, was sich dann positiv auf die Ausdauerleistung auswirken soll.

Besonders hart waren für mich die Tage eins bis drei, sogenannte Abbautage. Hierbei wurde das Essen immer weiter reduziert. Zum Frühstück Saft und einen Apfel, wahlweise eine Kiwi. Zum Mittagessen 200 Gramm Pfannengemüse oder 100 Gramm Salat. Das Abendessen bestand an Abbautag eins aus 200 Gramm Pfannengemüse und 50 Gramm Pistazien. An Tag drei aus 500ml Gemüsebrühe.

Ich fühle mich tatsächlich besser

Gut, es sind Abbautage. Sie sollen auf die Fastentage vorbereiten. Wer aber viel Sport treibt, wer viel läuft, ist es gewohnt, recht viel zu essen. Da ist alles unter 500 Gramm Fleisch eher Carpaccio, und 100 Gramm Salat ein sehr sehr schlechter Witz. Und zu jeder „Mahlzeit“ wird ein Cocktail aus Amino- und Fettsäuren, Vitaminen und Kapseln aus Kalzium, Magnesium und Zink gereicht. Während der Abbautage sollte ich maximal 60 Minuten laufen.

Ich lief eine Stunde und 45 Minuten, fuhr mit dem Rad zur Arbeit oder baute noch eine Einheit Stand-Up-Paddling ein. Mein Coach Stephan Nüsser, Ex-Motorcross-Fahrer und Sportwissenschaftler, schaltete sich per Alarmknopf ein: „Hi Mike, du machst ja auch deutlich mehr als ich dir Empfohlen hatte! Bitte halte dich an die Vorgaben, sonst schaffst du das Programm nicht! Am besten bis Ende der Fastentage nur 30 Minuten laufen am Tag. Ab Tag 7 geht dann eventuell wieder mehr.“

Stephan sollte Recht behalten. Ich habe die Hälfte der Fastentage hinter mir. Seit zwei Tagen gibt es nur noch Saft. Je 150 ml zum Frühstück, zum Mittag- und zum Abendessen. Und den Mix aus Supplements. Dazu die tägliche Portion Laufen. Und plötzlich geschehen Dinge, die ich wirklich nicht erwartet habe. Dinge, die vielen auch oft beim Heilfasten passieren: Einige Verspannungen und leichte Knieschmerzen sind bereits verschwunden.

Ich fühle mich in der Tat gesünder, bin agiler und tatsächlich habe ich das Gefühl, leistungsfähiger zu sein. Ist es nur die Freude, dass bald das Ende in Sicht ist? Dass ich bald wieder den ganzen Burgerladen aufessen darf? Oder ist das Sportfasten wirklich etwas wie natürliches Doping? Kommenden Donnerstag habe ich Antworten. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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