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Beste Stimmung. Euphorische Fans feiern Robert Harting bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Berlin.

© imago/Camera 4

Kolumne zur Leichtathletik-EM in Berlin (3): So geht das, liebe Fußballfans

Eine besondere Atmosphäre braucht besondere Fans. Unser Autor hat eine dieser Personen im Berliner Olympiastadion erlebt.

Von Johannes Nedo

Leichtathletikfans sind eine besondere Spezies. Sie unterscheiden sich fundamental von allen anderen Sportfans, aber besonders von Fußballfans. Das ist mir in diesen EM-Tagen noch einmal ganz klar geworden. Ich habe nämlich ungeplant im Olympiastadion ein paar Stunden neben einem Hardcore- Leichtathletikfan verbracht, nennen wir ihn Harald.

Harald, um die 60 Jahre alt, mit weißem Schnauzer, sieht auf den ersten Blick gar nicht nach einem Hardcore-Fan aus. Er trägt kein Trikot, keine Kutte und hat sich auch kein Vereinslogo auf den Unterarm tätowieren lassen. Harald trägt ein weißes T-Shirt mit dem offiziellen Logo der Berliner Leichtathletik-EM. Vor allem aber ist er vorbereitet. Ein Fernglas hängt um seinen Hals, damit er problemlos auch den Weitsprung auf der anderen Seite des Stadions verfolgen kann, um seine Nebensitzer über jedes Detail dort zu informieren. Außerdem kennt er die Zahlen. Und so kann er locker den Ausgang eines Wettkampfs mit den Worten kommentieren: „Entspricht ja genau der Jahresbestenliste.“

Während der Wettkämpfe fiebert Harald emotional mit. Er berauscht sich auch an den Leistungen anderer Nationen. Und wenn einem deutschen Athleten etwas misslingt, flucht er nicht, pfeift ihn nicht aus oder wirft Bier nach ihm, sondern ruft: „Ach wie schade, um eine Hundertstel die nächste Runde verpasst.“ Vielleicht sollte Harald Workshops für Fußballfans anbieten.

- An dieser Stelle berichten wir von den etwas anderen Geschichten rund um die Leichtathletik-EM in Berlin..

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