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Kommentar: Auch das ist Fußball

Ein beleidigter Top-Torjäger und Gerangel wie im Kindergarten vor dem Strafstoß: Stefan Hermanns über kommunikative Schwächen bei Herthas Trainer Favre.

Lucien Favre, der Trainer von Hertha BSC, fühlt sich nicht immer richtig verstanden. Nach dem Spiel in Dortmund hat er darüber geklagt, dass sich die Presse vor allem auf den internen Streit um die Ausführung des Elfmeters kaprizierte: „Fallen Ihnen keine Fragen zum Fußball ein?“ Daraus spricht eine sehr minimalistische, wenn nicht sogar romantische Sicht auf den Fußball.

Als wenn der Fußball nur das ist, was unmittelbar auf dem Platz passiert. Der Umgang der Kollegen untereinander, das Verhältnis des Trainers zur Mannschaft, Streitigkeiten und Missverständnisse, Unstimmigkeiten in der internen Kommunikation: Auch das ist Fußball – weil es das Innere der Mannschaft betrifft. In dieser Hinsicht gibt Hertha, unabhängig vom anständigen Tabellenplatz, derzeit kein besonders erfreuliches Bild ab.

Was sich im Dauerstreit mit Marko Pantelic schon angedeutet hat, hat sich am Sonntag in Dortmund bestätigt: Favre besitzt eklatante Schwächen im Fach Kommunikation. Er hat einen neuen Elfmeterschützen bestimmt – leider weiß der alte nichts davon. Auch im Clinch mit Pantelic, einer Art Zickenkrieg, gibt Favre, unabhängig von der Schuldfrage, keine gute Figur ab. Seit mehr als einem Jahr lässt er den Streit schwelen; dass der Mannschaft damit nicht geholfen ist, ist offenkundig.

Das ist auch deshalb bedauerlich, weil Favre auf dem besten Weg ist, der neue starke Mann bei Hertha zu werden. Durch seine unbestreitbare fußballerische Kompetenz ist es ihm gelungen, den unmittelbaren Einfluss von Dieter Hoeneß auf die Mannschaft und auf sportliche Entscheidungen zu beschneiden. In sein Ressort lässt sich Favre von niemandem reinreden, nicht mal von Hoeneß. Aber Herthas Manager hat längst die Hintertür entdeckt, durch die er in den inneren Zirkel zurückfindet. Als Schlichter all der Konflikte, die Favre bisher nur unzureichend moderiert hat.

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