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Kommentar: Auf gute Nachbarschaft!

Stefan Hermanns über Stuttgarts Entscheidung für Markus Babbel. In der modernen Geschäftswelt ist es so etwas wie ein eherner Grundsatz, Berufliches von Privatem strikt zu trennen; Markus Babbel kann von Glück reden, dass Horst Heldt das wohl nicht so streng sieht.

Gleich nach dem Pokal-Aus des VfB Stuttgart hat sich Heldt, der Sportdirektor des Klubs, verdächtig danach angehört, dass er nun doch bereit sei, den Trainer Babbel zu feuern. Eine Nacht im heimischen Bett aber, und schon hatte er seine Meinung wieder revidiert. Vermutlich hat er an die Konsequenzen gedacht – für sich selbst. Babbel und Heldt wohnen im selben Haus, und wer will schon jeden Morgen beim Brötchenholen auf den übellaunigen Nachbarn treffen, den man in die Arbeitslosigkeit entlassen hat?

Vielleicht war es auch ganz anders. Vielleicht will der VfB seinem neuen Trainer nicht mit der zu erwartenden Niederlage gegen die Bayern den Start versauen. Vielleicht ist der Wunschkandidat noch nicht zu haben. Dass Heldt Babbel immer noch vertraut, ist natürlich auch eine Variante, nach fünf Niederlagen in Folge allerdings die am wenigsten wahrscheinliche. Die Entscheidung, Babbel nicht zu entlassen, ist daher mindestens so mutig wie die Entscheidung, ihn, den Berufsanfänger, überhaupt zum Trainer zu machen.

Aber den Mutigen gehört die Welt. Das hat Babbel vor einem Jahr gezeigt, als er den VfB noch in die Champions League geführt hat, und das denken sie vielleicht auch bei Borussia Mönchengladbach mit ihrem traditionell trainerfeindlichen Umfeld. Getrieben von der Sehnsucht nach Kontinuität, haben sie selbst nach sechs Niederlagen keine Diskussion um Michael Frontzeck aufkommen lassen.

Babbel, Frontzeck – ist das jetzt schon ein neuer Trend? Oder doch nur eine zufällige Häufung von Einzelfällen? Von den Trainern, mit denen die 18 Bundesligisten in die Saison gestartet sind, haben bereits vier ihren Job verloren. Vor einem Jahr war es einer.

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