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Kommentar: Ballack vs. Löw: Kulturkampf mit Ball

Markus Hesselmann über Löw, Ballack und die Nationalmannschaft

Von Markus Hesselmann

In unserer Nationalmannschaft rumort es, obwohl sie sportlich ja eigentlich ganz gut dabei ist. Zum Kulturkampf nach außen, der Auseinandersetzung zwischen dem Event-Fußball des Teammanagers Oliver Bierhoff und der alten Fußball-Schule, die ohne Oliver Pocher am Brandenburger Tor auskommt, kommt nun der Kulturkampf nach innen.

Und wieder mittendrin Michael Ballack. Der Kapitän der Nationalelf denkt nach außen wie nach innen wertkonservativ: Er glaubt fest daran, dass der Fußball ohne das Unterhaltungsspektakel drumherum auskommt. Es ist vor allem anderen wichtig, gut zu spielen und zu gewinnen, dann kommt der Rest von allein. Ähnlich denkt Ballack intern: eine Hierarchie im Team muss sich auf natürlichem Wege herausarbeiten, eine Art mannschaftliche Meritokratie, in der Leistungsträger sich auch mal ein, zwei schwächere Spiele gestatten dürfen, ohne gleich in Frage gestellt zu werden. Das steht für Ballack über allen prinzipiellen und philosophischen Erwägungen, die seit Beginn der Ära Klinsmann/Löw in der Nationalelf Raum griffen. Und das ist der Kern des Falls Torsten Frings. Da wirft sich Ballack in die Bresche, zur Not öffentlich, egal ob nun Bundestrainer und DFB-Präsident das nicht goutieren. Dabei schwingt mit, dass Ballack selbst weiß, dass auch er nicht in jedem Spiel brillieren kann. Und dass auch er aufgrund vergangener Leistungen einen Vertrauensvorschuss erwartet.

Jahrelang wurde dem gebürtigen Görlitzer Michael Ballack vorgeworfen, er sei keine Führungsfigur, kein leader, einer, der im Kollektivismus aufgewachsen ist und mit Kopf und Ellenbogen ungern herausragt. Nun verbindet Ballack Kollektivismus mit Führungsstärke. Er setzt sich für verdiente Mannschaftskameraden ein. Und er macht dies öffentlich. Die Autorität dazu hat er: Als Kapitän - und als bester deutscher Fußballer seiner Generation.

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