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Kommentar: Da hilft nur: Scheitern

Sven Goldmann weiß nach der Pleite gegen Brasilien einen Ausweg für Argentinien und Maradona.

Was würden wohl die Franzosen mit einem wie Diego Maradona machen? Ihn teeren, vierteilen oder gleich ins englische Exil schicken? Frankreichs Nationalspieler demonstrieren in diesen Tagen, wie man einen Trainer loswird, der seinem Job nicht mehr gewachsen ist. Kleine Indiskretionen über diskrete Kabinengespräche, und schon ist der Mann in der Öffentlichkeit unmöglich gemacht. Es handelt sich dabei immerhin um einen Fußballlehrer, der Frankreich vor drei Jahren ins WM-Finale geführt hat, also nicht völlig frei sein kann von Sachkenntnis.

Lässt sich das von Diego Maradona auch sagen? Vor einem Jahr hat der argentinische Volksheld sich das Amt des Nationaltrainers antragen lassen. Es war das Ende einer Prozedur, die entfernt erinnerte an das Jahr 1984, als befreundete Presseorgane Franz Beckenbauer als deutschen Teamchef inthronisierten. Auch Beckenbauer war Autodidakt, aber strategisches Geschick hat ihm keiner seiner Kritiker je abgesprochen.

Einen Strategen Maradona hat es nie gegeben. Sein taktisches System auf dem Platz reduzierte sich auf: Maradona mit dem Kopf, Maradona mit dem Fuß und, natürlich, Maradona mit der Hand. Als Trainer hat er ein paar Klubs von minderer sportlicher Bedeutung zielsicher ins Chaos geführt und ansonsten jede Menge Blödsinn erzählt, was manchen seiner Vorgänger den Job kostete und ihn am Ende selbst ins Amt brachte. Seit einem Jahr erzählen Weltstars wie Lionel Messi, Carlos Tevez oder Javier Mascherano allen Ernstes, allein die Gegenwart Maradonas genüge, sie zu Höchstleistungen zu inspirieren. Dann gewinnen sie ein Freundschaftsspiel in Schottland, England oder Frankreich, aber wenn es ernst wird, in der WM-Qualifikation, dann geht gar nichts mehr. Fußball ist ein komplexes Spiel, das man nicht durch Handauflegen gewinnt. Argentinien war gewarnt, aber es hat sich auf Maradona eingelassen, und um ihn wieder loszuwerden, braucht es schon mehr als Indiskretionen (zu denen sich ohnehin kein Spieler hinreißen lassen würde). In diesem Sinne ist Argentinien auf einem guten Weg. Eine verpasste Weltmeisterschaft würde auch der Trainer Maradona nicht überstehen.

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