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Oben ist, wo der FC Bayern ist. Zumindest in der abgelaufenen Saison.

© AFP

Kommentar: Die besten Bayern der Welt

Historische Vergleiche im Fußball sind immer schwer. Sven Goldmann versucht es in seinem Kommentar trotzdem und erklärt, warum der Triple-Triumph des FC Bayern so einzigartig ist.

Franz Beckenbauer schert sich bekanntlich wenig um das, was er sagt und wie es bei seinen Mitmenschen ankommt. Dass er 1990 die deutsche Nationalelf auf Jahre hinaus für unschlagbar erklärte und es dann ein bisschen anders kam – sei’s drum. Nach dem Münchner Triplegewinn hat er nun die Spielkameraden Ribéry, Robben, Schweinsteiger und Co. als beste Bayern aller Zeiten geadelt.

Das ist schon mal bemerkenswert, weil Beckenbauer selbst als Kapitän jene Bayern anführte, die Mitte der siebziger Jahre dreimal in Serie den Europapokal der Landesmeister gewannen. Doch nicht einmal der Münchner Firlefranz erliegt der Versuchung, noch einen Schritt weiter zu gehen. Und die besten Bayern gleich zur besten Mannschaft aller Zeiten zu ernennen. Vielleicht ist es Altersmilde, vielleicht Bescheidenheit oder Koketterie. Auf jeden Fall ist es richtig.

Historische Vergleiche sind immer schief, weil sich die Rahmenbedingungen ändern und mit ihnen die zu vergleichenden Parameter. Jede Epoche steht für sich. Das Real Madrid der späten fünfziger und frühen sechziger Jahren wird dank der Grandezza von di Stefano und Puskas für immer die Aura der Einzigartigkeit genießen. Fünf Europapokalsiege in Folge sprechen für sich.

Muss Real den Vergleich mit den Bayern scheuen, weil es nie zu einem Triple gereicht hat? Ähnliches gilt für den AC Milan der späten achtziger Jahre, angeführt vom Strategen Baresi, veredelt durch die Holländer Gullit, Rijkaard und van Basten.

Natürlich spielen die Bayern des Jahrgangs 2013 einen besseren Fußball als Celtic Glasgows „Lisbon Lions“ von 1967. Aber Celtic, der erste von sieben Triple-Siegern, triumphierte damals im Finale von Lissabon gegen Inter Mailand mit elf Spielern, die keine Rückennummern trugen und in einem Radius von 30 Meilen rund um Glasgow geboren wurden. Das garantiert Ruhm bis in alle Ewigkeit.

Die holländischen Triple-Sieger Ajax Amsterdam (1972) und PSV Eindhoven (1988) waren weitgehend holländisch-belgische Veranstaltungen. Der Triumph von Manchester United basierte 1999 auf britischem Personal, der des FC Barcelona 2008 auf Katalanen plus Messi. Die Antithese dazu legte Inter Mailand 2010 hin, mit einer Mannschaft ohne einen einzigen Italiener. Und ohne jeglichen Esprit.

Einen Triple-Sieger wie den FC Bayern hat es noch nie gegeben. Gebürtige Münchner und anderweitig rekrutierte deutsche Nationalspieler, Südwestosteuropäer und Brasilianer vereinen die Einflüsse unterschiedlichster Fußballkulturen. Diese faszinierende Balance macht den Triple-Sieger von 2013 so einmalig.

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