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Kommentar: Die Doping-Mär vom Weißen Ritter

Wie im Märchen: Jahrelang hat sich Michael Holczer, ehemaliger Chefs des Gerolsteiner-Radrennstalls, als aufrechter Doping-Bekämpfer geriert. Sein ehemaliger Fahrer Stefan Schumacher erzählt die Geschichte etwas anders.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte sich ein böser Drache namens Doping über eine ganze Sportart hergemacht. Alle, aber auch wirklich alle wichtigen Radfahrer waren ihm hörig. Der Drache versprach ihnen Ruhm und Reichtum, wenn sie mitmachten. Nur in der Eifel, auf der Burg Gerolstein, nahm ein Weißer Ritter den Kampf gegen den bösen Drachen auf. Er schimpfte auf öffentlichen Plätzen gegen Doping und verlangte den Rauswurf eines jeden, der mit dem bösen Drachen paktiert. Deshalb schockte es ihn auch so sehr, als sich herausstellte, dass Stefan Schumacher, Bernhard Kohl und Davide Rebellin ebenfalls dem Doping verfallen waren. Alles Ritter aus seiner eigenen Burg.

Diese Geschichte ist kein Märchen – sondern die Version von Michael Holczer, des ehemaligen Chefs des Gerolsteiner-Radrennstalls. Sein Fahrer Stefan Schumacher erzählt die Geschichte im Magazin „Spiegel“ nun ein wenig anders.

Es stimme nicht, dass Holczer nichts vom Doping in seinem eigenen Rennstall gewusst habe, sagt Schumacher. Vielmehr sei der Umgang mit Medikamenten bei Gerolsteiner ungewöhnlich lax und Holczer darüber im Bilde gewesen. Das würde natürlich das Image vom Weißen Ritter trüben. Der ehemalige Teamchef streitet alles ab und bezeichnet Schumachers Aussage als Prozesstaktik.

Wer aber ist nun dieser Michael Holczer? Als Anti-Doping-Kämpfer ist er jedenfalls nicht mehr groß aufgefallen, seit er nach einer Pause im russischen Radsport angeheuert hat. Im Gegenteil, zeitweise hat er sogar mit dem des Dopings verdächtigen Fahrer Denis Menschow zusammen gearbeitet. Das nährt den Verdacht, dass es den Weißen Ritter womöglich überhaupt nicht gegeben hat. Zumindest nicht im Radsport.

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