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Kommentar: Farbfernseher in Baku

Lars Spannagel über eine ganz neue Dimension des Wettskandals.

In der Moskauer Duma wird Fairness noch ernst genommen. Anton Beljakow, Abgeordneter der Partei „Gerechtes Russland“ hat die russische Justiz gestern aufgefordert, eine Verstrickung von russischen Fußball-Nationalspielern in den Wettskandal zu überprüfen. Die Wettmafia könne immerhin Schuld am Scheitern der Nationalelf in der WM-Qualifikation gewesen sein. Beljakows Vorstoß sollte auch bei uns Nachahmer finden: Im Licht der neuen Enthüllungen muss auch der Fall des Wembley-Tors, der größten Ungerechtigkeit der Sportgeschichte, neu aufgerollt werden.

Gab es vor dem 28. Juli 1966 auffällige Einzahlungen auf das Schweizer Konto von Wembley-Schiedsrichter Gottfried Dienst? Hat sich Linienrichter Tofik Bachramow daheim in Baku kurz nach dem Finale einen Farbfernseher gekauft? Ist das wirklich Uwe Seeler, der auf den Schwarz-weiß-Fotos scheinbar geknickt vom Feld schleicht? Ist es nicht verdächtig, dass das aserbaidschanische Nationalstadion nach Bachramow benannt ist und es sogar eine Statue von ihm gibt? Die noch dazu von Geoff Hurst, Michel Platinin und Joseph Blatter enthüllt wurde? Eile tut not: Das alte Wembley-Stadion haben die Engländer schon abgerissen, um die Spuren ihres Betrugs zu verwischen. Der deutsche Bundestag muss unverzüglich einen Untersuchungsausschuss ins Leben rufen. Das volle Programm: Ströbele! Wiefelspütz! Von Klaeden!

SPD-Vordenker Erhard Eppler hat seine Partei zuletzt aufgerufen, beim Thema Gerechtigkeit verlorenen Boden gutzumachen. Jetzt ist die Zeit, Taten folgen zu lassen. Seite 19

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