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Leichtathletik-Hallen-EM - Sebastian Bayer Europameister

© dpa

Kommentar: Großer Sprung Richtung Berlin

Das war wichtig für das WM-Jahr: Friedhard Teuffel über die 8,71 Meter des Weitspringers Sebastian Bayer und andere Spitzenleistungen deutscher Leichtathleten.

Große Zahlen sind die Tore der Leichtathletik. So gesehen hat Sebastian Bayer am Wochenende in Turin ein mögliches Tor des Jahres erzielt: 8,71 Meter im Weitsprung. Da fehlen nur noch 19 Zentimeter zum legendären Sprung von Bob Beamon und 24 Zentimeter zum Weltrekord von Mike Powell.

Ein solche Zahl umgibt die Aura des Außergewöhnlichen: Hier hat jemand einen genialen Moment erlebt.  Hier hat jemand menschliche Grenzbereiche erreicht. Die Faszination einer solchen Zahl ist ungebrochen. Achteinundsiebzig. Da hätten mehrere Elefanten nebeneinander liegen können, Bayer hätte sie alle übersprungen.

Große Zahlen sind auch die Last der Leichtathletik. Weil hinter jeder von ihnen inzwischen ein großes Fragezeichen steht. War diese Leistung tatsächlich mit Talent, Training und Technik möglich? Oder nur mit unerlaubter Hilfe? Eine Erklärung hat Sebastian Beyer selbst noch nicht. Macht ihn das verdächtiger?

Ohne die Hand für ihn ins Feuer legen zu wollen: Das Großartige im Sport ist, dass Überraschungen möglich sind, auch in einer Disziplin wie der Leichtathletik. Die Speerwerferin Christina Obergföll steigerte sich bei der Weltmeisterschaft 2005 in Helsinki auf einmal um 5,44 Meter auf 70,03 Meter. Für solche Fälle haben die Werfer einen besonderen Begriff: „einen rausgehauen“, sagen sie dann. In der deutschen Leichtathletik war nach den Olympischen Spielen von Peking und nur einer gewonnen Bronzemedaille (durch Obergföll) schon der Glaube verloren gegangen, dass ihre Athleten jederzeit einen raushauen können.

Sebastian Bayer hat nun, beim Höhepunkt der Hallensaison gezeigt, dass es noch geht. Es ist dieser Glaube, den die deutschen Athleten für die WM in Berlin in diesem Jahr unbedingt brauchen.

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