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Kommentar: Hertha BSC: Zweitligatauglichkeit planen

Sollen die Berliner weiter investieren in eine Hoffnung, die keine Grundlage hat und vielleicht doch nur Träumerei ist? Oder sollten sie nicht doch besser den Abstieg jetzt schon akzeptieren und den Verkauf der Leistungsträger einleiten?

Es relativiert sich natürlich inzwischen der Auswärtssieg der Hertha in Hannover. Der wurde erzielt gegen eine komplett desolate und in ihrer Psyche traumatisch verunsicherte Mannschaft. Und er hatte offensichtlich – das belegen das glück- und torlose Remis gegen Mönchengladbach und das hilf-, harm- und torlose Spiel nun gegen den VfL Bochum – nicht die Kraft für die Initialzündung zur Aufholjagd. Sollte man nicht besser das Geld sparen für die T-Shirts mit dem optimistischen Aufdruck „Aufholjäger“?

Das ist die grundsätzliche Frage für Hertha nach drei Spielen der Rückrunde, die statt erhoffter und nötiger neun Punkte nur fünf gebracht haben – und das beim Kräftemessen mit Gegnern, die man auf gleichem Niveau wähnte: Sollen die Berliner weiter investieren in eine Hoffnung, die keine Grundlage hat und vielleicht doch nur Träumerei ist? Oder sollten sie nicht doch besser den Abstieg jetzt schon akzeptieren und den Verkauf der Leistungsträger – welcher Leistungsträger außer Torwart Drobny? – einleiten, um mit dem finanziellen Gewinn die Zweitligatauglichkeit zu planen? Man hatte nach den ersten beiden Spielen der Rückrunde doch noch annehmen können, dass es der Hertha an Willen und Leidenschaft nicht fehlt, dass eben jede Woche neu nur der Kader auf seine Tauglichkeit für die oberste Liga getestet wird. Beim Spiel gegen die Bochumer waren aber Wille und Leidenschaft nur weiter beim Publikum zu spüren, das gewiss tauglich wäre für die Champions League. Der Kader indes der Hertha, der träumt vielleicht noch von der vergangenen Saison und davon, dass er fast gut genug gewesen wäre für Platz drei. Visionen.

In der Realität wird Herthas Kader nun geprüft für den Relegationsplatz – und er fällt wiederholt durch. Daran haben bislang auch die gewiss gutwilligen Neuverpflichtungen nichts geändert. Ist es nicht schon ein dramatisches Signal der Resignation, wenn einer dieser neuen Kräfte, Gekas, gegen Wichniarek ausgewechselt wird, der in Berlin bislang nur gezeigt hat, dass er in der Bundesliga nichts zu suchen hat? Wenn’s Können nicht reicht und Wille und Bereitschaft nur mal in Phasen der zweiten Halbzeit zu spüren sind, dann ist es wohl realistischer, den Neuaufbau einzuleiten.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte es für fatal und es stimmt mich traurig, wenn die Hauptstadt nicht mehr vertreten ist im obersten deutschen Fußball. Aber sollen wir deswegen wieder die Liga aufstocken? Sie muss es schon selber wollen, die Hertha, das derzeitige Ensemble vermittelt nicht den Eindruck. Ein Aufbäumen für zwanzig Minuten? Das reicht nicht für den Titel Aufholjäger. Das reicht für den Abstieg.

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