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Kommentar: Italienischer Fußball: Alt, fett und träge

Der italienische Fußball schreibt zurzeit keine besonders guten Nachrichten, und selbst die guten Nachrichten sind in Wirklichkeit gar keine. Stefan Hermanns über den Niedergang einer großen Fußballnation.

Als größter Erfolg der jüngeren Vergangenheit gilt in Italien der Transfercoup des AC Mailand, der David Beckham nach langem Ringen doch hat verpflichten können, einen fast 34-Jährigen, der auf seine alten Tage noch ein bisschen im sonnigen Kalifornien kicken und abkassieren wollte. Das soll eine frohe Botschaft sein?

Mehr haben sie in Italien im Moment nicht vorzuweisen. Nach dem Achtelfinale der Champions League wird die Serie A im Europacup nur noch von Udine vertreten. Alle anderen: ausgeschieden.

So ändern sich die Zeiten. 2003 stellte Italien noch drei der vier Halbfinalisten in der Champions League, vor 20 Jahren unter Arrigo Sacchi hat der AC Mailand den Fußball des nächsten Jahrtausends gespielt. Inzwischen sind sie in Italien zurück im Jahr 1987. Trends setzt Milan nur noch auf dem nationalen Markt: Der Klub steht für den allgemeinen Niedergang, für eine abstruse Personalpolitik, für Größenwahn und Geldverschwendung. Milans lokaler Konkurrent Inter beschäftigt den derzeit teuersten Spieler der Welt. Zwölf Millionen Euro soll Zlatan Ibrahimovic im Jahr verdienen. Eine Menge Geld für einen, der in der kompletten Champions-League-Saison genau ein Tor erzielt hat.

Italien ist das Land, wo der Fußball verblüht. Der Calcio ist alt, fett und träge geworden. Dabei ist Ibrahimovic zumindest noch Sportler im klassischen Sinne und kein Freizeitkicker wie sein brasilianischer Kollege Adriano, der am Mittwoch gegen Manchester eingewechselt wurde und mindestens 15 Kilogramm Übergewicht auf den Platz schleppte. Das ist ein schweres Los. Wenigstens wird Adriano für sein Leiden gut bezahlt.

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