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Kommentar: Jetzt wird’s ernst für Hertha

Immer mehr Teams verabschieden sich aus dem Titelkampf. Plötzlich kann Hertha Meister werden. Michael Rosentritt über Herthas Stärke und die Gunst der Stunde.

Hertha wird Meister. Seltsam, wie sich das anhört. So wie: Bayern steigt ab.

Das letzte Mal war Hertha BSC Meister, als Max Schmeling Weltmeister wurde. Und der ist vor vier Jahren 99-jährig verstorben.

Und doch. Hertha kann Meister werden, so viel Zuversicht war lange nicht erlaubt. Für diese Zuversicht sprechen zwei wesentliche Gründe: innere wie äußere.

Hertha ist als Mannschaft ein funktionierendes Gebilde geworden. Die Mannschaft kann längst nicht alles, aber sie kann schon eine Menge. Das ist oft mehr als ihr Gegner kann. Die Organisation auf dem Platz stimmt, Einstellung und Innenleben stimmen auch. Was Spieler wie Josip Simunic sagen, klingt optimistisch. Der ist seit zehn Jahren bei Hertha und erzählt, dass man sich in der Kabine heute gegenseitig respektiere. Niemand sei beleidigt, wenn er kritisiert wird. Simunic: „Man hört sich zu.“

Es sei an dieser Stelle erlaubt, auszulassen, was diese Aussage im Umkehrschluss für die Vergangenheit bedeutet. Jetzt gilt es nach vorn zu schauen und die sich bietetende Chance weiter zu verfolgen. Denn, und dafür kann Hertha ausnahmsweise mal nichts: Die Zeichen stehen günstig.

Vielleicht war es für einen Verein wie Hertha noch nie so leicht, ganz nach vorn zu kommen. Teams wie Bremen und Schalke, für die Spitzenplätze reserviert schienen, haben sich aus dem Kampf um die Spitze genommen. Auch Herbstmeister Hoffenheim hat nicht mehr die Form von früher. Der Hamburger SV hat zittrige Beine, und auch der VfL Wolfsburg, der in der Liga aufrückt, hinterlässt nicht den stabilsten Eindruck. Binnen einer Woche ist der VfL im Uefa-Cup und DFB-Pokal gescheitert.

Hertha braucht sich vor niemandem zu verstecken. Jedenfalls nicht vor dem, was die Liga momentan zu bieten hat. Siege wie die gegen Bayern oder jetzt in Cottbus sind wichtig für den Kopf. Mit jedem Sieg wächst die Chance. Hoffentlich verpasst Hertha nicht den Zeitpunkt zum Zupacken. Langsam wird es ernst.

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