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Kommentar: Neuauflage der Glaubensfrage

Selbst Thierry Henry wünscht sich eine Neuansetzung - und findet kein Gehör. Lars Spannagel über den Beschluss der Fifa, das Handspiel des Franzosen zu ignorieren

Sogar der Übeltäter selbst wünscht sich eine Neuansetzung. Thierry Henry, der Frankreich am Mittwoch durch eine Handball-Einlage zur Fußball-WM manövriert hatte, ließ gestern mitteilen: „Natürlich wäre eine Wiederholung des Spiels die fairste Lösung, aber das ist nicht in meiner Kontrolle.“ Diese liegt beim Weltverband Fifa, und der hat entschieden: Es wird keine Wiederholung des Qualifikationsspiels geben, Frankreich fährt nach Südafrika, Irland bleibt zu Hause. Eine harte Entscheidung – aber die zurzeit einzig mögliche.

Laut den Regeln der Fifa sind Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters endgültig. Auch wenn sie sich im Nachhinein als eindeutig falsch herausstellen, so wie im Fall des französischen 1:1-Ausgleichstreffers in der Verlängerung von Saint-Denis. Solange diese Regel besteht, kann die Fifa nicht anders entscheiden, als Henrys Handspiel zu ignorieren.

Der Streit um die Hand Gottes, Teil zwei, lässt die beiden großen Glaubensrichtungen des Fußballs erneut aufeinanderprallen. Die Traditionalisten meinen, dass hässliche Fehler zum schönen Spiel dazugehören; die Modernisierer fordern den Videobeweis. So sehr einem die Iren auch leid tun: Diese Diskussion ist eine so grundsätzliche, dass es keine spontane Ausnahme geben kann. Langfristig muss sich der Weltfußball aber überlegen, wie viel Ungerechtigkeit er sich erlauben will.

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