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Kommentar: Nicht von dieser Welt

Zwei russische Kosmonauten der Raumstation ISS sollen die olympische Fackel mit auf einen Außeneinsatz nehmen. Das Gastgeberland der Winterspiele 2014 in Sotschi übertrifft in seinem Gigantismus damit die Chinesen.

Den Anfang machte die Hündin Laika. Das war 1957. Dem ersten Lebewesen, das vom Menschen in die Erdumlaufbahn geschossen wurde, folgte alsbald auch der erste Mensch, ein gewisser Juri Gagarin. Und jetzt, anno 2013, schickt Russland erneut vor allen anderen Nationen ein Objekt ins Weltall: die olympische Fackel. Bevor sie bei den Winterspielen in Sotschi im kommenden Jahr ins Stadion getragen wird, sollen zwei russische Kosmonauten der Raumstation ISS die Fackel mit auf einen Außeneinsatz nehmen. Das, verkündete der Chef des Organisationskomitees stolz, habe vorher noch niemand gemacht. Wie wahr.

Die schon länger geplante Aktion ist als Vorbote des Gigantismus zu deuten, der die Winterspiele von Sotschi mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit begleiten wird. Der eigentlich spätestens nach der pompösen Inszenierung 2008 in Peking heruntergeschraubt werden sollte. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Chinesen haben sich vor fünf Jahren mit dem Mount Everest zufrieden gegeben, ein Expeditionsteam brachte die Fackel seinerzeit auf das Dach der Welt. Dieses Dach ist den Russen offenbar nicht genug, sie denken in Dimensionen, die sich etwa 400 Kilometer über der Erde bewegen. Genau wie die ISS.

Man mag das ob der historischen Dimension gut heißen oder die Entscheidung in Anbetracht der exorbitanten Kosten verteufeln. Absurd ist der Plan aber schon deshalb, weil die Fackel bei ihrem Weltraumspaziergang nicht mal brennen, sondern eben nur umhergetragen wird. Hier wird ein Symbol demontiert – aus rein propagandistischen Gründen.

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