zum Hauptinhalt
Nach der ersten Saisonniederlage sind die Hertha-Spieler wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

© dpa

Kommentar: Paderborn hilft Hertha

Arroganz, Überheblichkeit und pomadige Spielweise: Michael Rosentritt über das Gute an Niederlagen, mit denen niemand rechnet.

Dass Hertha BSC in Paderborn verlieren würde, galt vielen bis eben noch als so abwegig wie die Wahl Renate Künasts aus Recklinghausen im September 2011 zur Regierenden Bürgermeisterin von Berlin. Mindestens. Aber wer weiß, inzwischen ist doch gar nichts mehr sicher, oder?

Im September 2011 möchte Berlins größter Fußballklub längst wieder in der Bundesliga spielen. Und das wird wahrscheinlich auch so kommen, egal, wer gerade Bürgermeister ist. So eine Niederlage in der Provinz kann hilfreich sein. Es gibt es kein besseres Mittel gegen Arroganz, Überheblichkeit und eine pomadige Spielweise als eine Niederlage in Paderborn – jetzt, wo Meppen nicht mehr in der Zweiten Liga kickt. Das Pokalaus in Koblenz hatte Hertha ja noch der traditionell eigenen Unzulänglichkeit in diesem Wettbwerb zugeschrieben.

Paderborn aber zwickt. Ein Drittel der Saison ist gespielt, Hertha hat das erste Punktspiel verloren. Das ist schon deswegen gut, weil das Geschwätz von einem eventuellen Durchmarsch der Berliner ohne Niederlage vorbei ist. Ab sofort können die Hertha-Profis sich benehmen wie ganz normale Zweitligakicker, die nach oben wollen. Dazu gehört aber, dass man nicht zu viel träumen und tricksen sollte. Mit gutem Fußball hatte das, was sie in Ostwestfalen boten, jedenfalls nichts zu tun. Es war langweilig und leidenschaftslos.

Die Gegner haben sich ganz gut auf die Spielweise der Berliner eingestellt. Was nicht schwer ist: Hertha spielt eindimensional auf einen Stoßstürmer, der seit Wochen nicht trifft und verlässt sich sonst auf die Qualität des teures Kaders. So entsteht keine Mentalität, kein Biss, kein Spirit. Aber: Das muss nicht so bleiben.

Zur Startseite