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Kommentar: Rettet das Remis!

Der Fifa-Präsident möchte das Fußballspiel verbessern und schlägt eine Regeländerung für Weltmeisterschaften vor. Über Blatters Angriff auf das Unentschieden.

Fifa-Präsident müsste man sein. Man käme viel rum, logierte in den besten Hotels der Welt, würde von den mächtigsten Staatschefs umgarnt – und hätte trotzdem noch eine Menge Zeit für unnütze Gedanken. Sepp Blatter, der Präsident des Fußballweltverbandes, hat gerade mal wieder ein paar bahnbrechende Ideen zur Verbesserung des Fußballspiels auf den Markt gebracht. Unter anderem hat er noch einmal seinen festen Willen bekundet, bei Weltmeisterschaften das Unentschieden abzuschaffen.

Mal abgesehen davon, dass es Blatter natürlich nicht um die Verbesserung des Spiels an sich geht, sondern um dessen bessere Vermarktung (und damit um den finanziellen Gewinn der Fifa) – das hat das Unentschieden wirklich nicht verdient. Es ist ein vollwertiges Mitglied des Fußballs, ja geradezu Teil seiner Kultur. Oder will jemand ernsthaft behaupten, dass das 6:6 zwischen Schalke und Bayern 1984 im Halbfinale des DFB-Pokals weniger wert gewesen wäre als das 5:4 zwischen Mönchengladbach und Bremen im anderen Halbfinale am Tag zuvor?

Trotzdem ist das Unentschieden steter Benachteiligung ausgesetzt, seine Existenz in ernster Gefahr: Eishockey und Basketball haben sich seiner bereits entledigt, von Blatter wird es geächtet, beim Toto mit der Null abgespeist, als wäre es ein Nichts. Dabei ist das Unentschieden wie das wahre Leben. Es führt uns vor Augen, dass es nicht immer einen Sieger geben kann – vor allem aber ist seine Existenz für alle Außenseiter die Vergewisserung, dass man nicht immer verlieren muss. Das Unentschieden ist quasi der Sieg des kleinen Mannes. So viel Trost muss bleiben.

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