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Kommentar: Selbstschwächung aus Stärke

Nach der Prügelei bei Werder: Christian Hönicke begrüßt die Suspendierung der Bremer Spieler.

Gute Nachrichten für Energie Cottbus: Heute spielen die Lausitzer gegen Werder Bremen, und der eigentlich übermächtige Konkurrent hat die Chancen des Außenseiters deutlich erhöht. Werder wird auf die beiden Spieler Boubacar Sanogo und Carlos Alberto verzichten, weil sie sich zuvor im Training eine Prügelei geliefert hatten.

Damit fahren die Bremer eine durchaus nicht immer übliche Linie. Eine andere Form der Verarbeitung internen Zwists wählte beispielsweise der FC Bayern München 1999. Dass Bixente Lizarazu seinem Mitspieler Lothar Matthäus im Training eine Ohrfeige verabreichte, war für Präsident Franz Beckenbauer ein Zeichen dafür, dass „Leben in der Mannschaft ist“, und Trainer Ottmar Hitzfeld wollte gar überhaupt nichts gesehen haben. Diesen Eskapismus konnten sich die Münchner nur aufgrund ihres herausragenden Personals leisten, das genug fußballerische Klasse besaß, trotz des unverarbeiteten Vorfalls Meister zu werden.

Im beschaulicheren Bremen geht das nicht. Der Fußballstandort kann sich nur mit einer gewissen Wagenburgmentalität an der Spitze behaupten. Deswegen darf der Verein bei allem erwünschten und notwendigen Konkurrenzkampf Handgreiflichkeiten innerhalb der Wagenburg nicht tolerieren. Das würde auf Dauer das interne Klima zersetzen, das in Bremen ein ungleich höherer Erfolgsfaktor als etwa in München ist.

Kurzfristig gesehen mag es für die Bremer eine Schwächung darstellen, auf Sanogo und Carlos Alberto zu verzichten. Auf lange Sicht hat Werders Sportliche Leitung den Verein dadurch gestärkt.

Christian Hönicke

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