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Kommentar: Solo für einen Trainer

Robert Ide versucht, sich nicht über Lothar Matthäus lustig zu machen.

Er ist schon einmalig, dieser Lothar Matthäus. Und das soll gar nicht abwertend gemeint sein (was man bei Matthäus inzwischen dazusagen muss). Noch immer ist er ein Star: Rekord-Nationalspieler, Titelheld der Weltmeisterschaft 1990. Ein besonderes Gesicht des deutschen Fußballs.

Er ist schon einmalig, dieser Lothar Matthäus. Und das kann man durchaus auch abwertend sagen (ganz leicht geht das). Noch immer macht er viele unnötige Schlagzeilen: als Boulevard-Clown, als Dauer-Besserwisser, vor allem aber als Fast-und-dann-doch-nicht-Trainer; zuletzt im Iran oder bei den Bayern, wo Erzfeind Jürgen Klinsmann seinen Traumjob bekam. Lothar Matthäus ist inzwischen leider auch das: eine Karikatur im deutschen Fußball.

Etwas würde ihm vielleicht ganz gut tun, dem Lothar Matthäus: dass er nicht einmalig ist, ein Mal nur. Ein Mal nur nicht das Besondere sein, für das er sich hält und für das er oft verlacht wird, sondern bloß eines von vielen Gesichtern des deutschen Fußballs. Dummerweise hat das der Deutsche Fußball-Bund nicht begriffen. Er will Matthäus jetzt zum Trainerschein verhelfen, und zwar mit einem auf zwei Monate verkürzten und „speziell für ihn gestalteten Sonderlehrgang unter der Leitung von Erich Rutemöller“. Dazu muss man wissen: Erich Rutemöller räumt beim DFB gerade sein Büro; sein Nachfolger Frank Wormuth hat sich vorgenommen, die Ausbildung der Trainer zu modernisieren – mit vielen Praxistests und auf zehn Monate verlängerten Lehrgängen.

Es ist leicht, sich über Lothar Matthäus lustig zu machen, gerade wegen seines kurzen Ehren-Extra-Lehrgangs. Deshalb sollte der Rekord-Nationalspieler seine Fans und sich selbst überraschen, indem er sich mal zurücknimmt, das Angebot des DFB dankend ablehnt und einen normalen modernen Trainerkurs belegt. Die Zeit dafür – und das soll nicht abwertend gemeint sein –, die Zeit dafür hat er ja.

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