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Kommentar: Spanien, Äquatorialguinea und die Moral

Fußball-Weltmeister Spanien spielt am Samstag in Äquatorialguinea. Menschenrechtler forderten vergeblich die Absage des Spiels im Lande des Diktators Teodoro Obiang. Wer keine Probleme hat, der schafft sich welche, meint unser Autor in seinem Kommentar.

Die deutsche Nationalelf etwa hat sich souverän für die WM qualifiziert, mit Trainer Löw verlängert und gilt als Mitfavorit auf den Titel 2014. Doch wem es zu wohl wird, der leistet sich Aufreger abseits des Sports und wenn es eine weiße Hose und rote Bruststreifen sind. Wer Weltmeister sein will, hat eben in jeder Lage gut auszusehen, da gibt es nur Schwarz oder Weiß.

Spaniens Nationalteam hat anscheinend ein ähnliches Problem. Auch dem anderen großen WM-Favoriten geht es wohl zu gut, Erfolgstrainer Vicente del Bosque hat gerade seinen Vertrag bis 2016 verlängert. Und jetzt kommt ein Freundschaftsspiel am Samstag in Äquatorialguinea. In dem westafrikanischen Küstenstaat, etwa so groß wie Brandenburg, herrscht gerade Regenzeit und die Luftfeuchtigkeit nahe dem Äquator liegt bei fast 90 Prozent.

Das ist es aber nicht, was die Gemüter der Spanier erhitzt. Staatschef Teodoro Obiang gilt als einer der brutalsten und korruptesten Diktatoren in Afrika. Für so jemanden soll der Fußballweltmeister keine Propaganda betreiben. Menschenrechtler, Regimegegner und Parteien forderten vergeblich die Absage des Spiels. „Wir sind Sportler, stützen oder stürzen niemanden“, sagte del Bosque vor dem Auftritt in der früheren spanischen Kolonie. „Wir kommen, um unsere Marke und unseren Fußball zu verbreiten.“

Nun fordern spanische Zeitungen von der Mannschaft, ein Foto mit Obiang zu vermeiden. Es ginge aber noch schlimmer: ein Foto mit Diktator in weißen Hosen und mit rotem Bruststreifen. Denn erst kommt der Dress, dann die Moral.

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