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Wer hat die beste Technik? Das ist inzwischen immer öfter die Frage, wenn es um Gold bei den Paralympics geht.

© dapd

Kommentar: Technik, die nicht begeistert

Superstar Oscar Pistorius, der einst selbst Opfer der Technikdoping-Debatte war, ist zum Ankläger geworden. Unsere Paralympics-Reporterin Annette Kögel meint in ihrem Kommentar: Pistorius hat mit seiner Kritik recht.

Oscar Pistorius sagt immer, er wolle kein Mitleid. Jetzt ist es ihm aber von Millionen Zuschauern der Paralympischen Spiele in London weltweit sicher. Nicht seiner Behinderung wegen, sondern infolge des in Teilen nicht nachvollziehbaren Reglements des Behindertenleistungssports.

Bei den Paralympics in London erlebt ein so großes Publikum wie nie in ausverkauften Arenen Behindertenleistungssport, Channel 4 hat wegen der großen Resonanz sein komplettes Programm auf die Spiele umgestellt. Doch im gleichen Maße, in dem die Popularität der „Superhumans“ steigt, wird das technische Equipment der Athleten zum Diskussionsstoff. Superstar Pistorius, einst selbst Opfer der Technikdoping-Debatte, ist nun Ankläger: Viel höhere, unnatürlich wirkende – aber regelgerechte – Kunstbeine verschafften seiner Konkurrenz nicht nachvollziehbare Vorteile. Pistorius hat recht.

Stelzenlauf darf es bei den Paralympics nicht geben. Die Carbonbeine müssen zum Oberkörper passen, und wenn Athleten künftig kürzere für den Sprint und längere für die Mittelstrecke nehmen, muss das so gerecht wie möglich geregelt sein. Es schadet dem paralympischen Sport und den Athleten, dass die Leistungen der Medaillengewinner wegen fragwürdiger Regeln angezweifelt werden.

Der deutsche Radfahrer Michael Teuber hat am Montag schon demonstrativ seinen Rücktritt vom Bahnsport erklärt, weil er in London seine Orthese nicht benutzen darf. Bis zu den Spielen in Rio de Janeiro 2016 müssen schnell gerechte Klassifizierungsregeln gefunden werden. Sonst ist die Glaubwürdigkeit der Paralympics in Gefahr – und ihre Popularität.

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