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Kommentar: Teure B-Prominenz aus St. Petersburg

Im Champions-League-Achtelfinale trifft der BVB auf Zenit St. Petersburg - das Schalke Osteuropas. Nicht nur deswegen war der Zweite der russischen Premjer Liga, bei allem Respekt, eines der schönsten Lose im Topf, meint unser Autor.

Ist zuletzt nicht alles so gut gelaufen für Borussia Dortmund wie diese Auslosung für das Achtelfinale der Champions League. Der Gegner Zenit St. Petersburg ist so etwas wie der Werksklub des Energie-Giganten Gazprom, der sein reichlich vorhandenes Geld bekanntlich auch in den Dortmunder Lieblingsfeind Schalke 04 investiert. Zenit gegen Borussia ist irgendwie auch Schalke gegen Dortmund mit längerer Anreise.

Zur heimeligen Derby-Atmosphäre kommt das Glück der sportlichen Lösbarkeit. Der Zweite der Premjer Liga war, bei allem Respekt, eines der schönsten Lose im Topf. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten in St. Petersburg stehen in keinem angemessenen Verhältnis zur sportlichen Qualität. Seit Jahren schon wird den oligarchengesteuerten Klubs der einstigen Sowjetunion ein Aufstieg in höchste europäische Sphären vorausgesagt. Das Versprechen wartet noch auf seine Einlösung.

Gas- oder Petrodollars können nun mal nicht wettmachen, was die Granden der Fußballwelt unter Patina und Lebensqualität verstehen. Für sein vieles schönes Geld hat Zenit sein Ensemble von russischen Nationalspielern wie Alexander Kerschakow oder Andrej Arschawin nur mit internationaler B-Prominenz ergänzen können. Der Brasilianer Hulk, der Belgier Axel Witsel oder der Portugiese Danny stehen nicht für den ganz großen Glanz. In diesem Jahr schleppte sich Zenit mit letzter Kraft und einem Sieg in sechs Vorrundenspielen ins Achtelfinale. Für die brasilianische Exklave Schachtjor Donezk reichte es nur zu einem Ehrenrundenplatz in der Europa League und für ZSKA Moskau nicht mal dazu.

Dazu leiden die großen Ligen in Russland und der Ukraine unter dem Wettbewerbsnachteil des harten Winters. Auch in dieser Saison beginnt der Spielbetrieb dort erst eine Woche nach den Achtelfinals der Champions League. Ohne Wettkampfpraxis aber ist auf höchstem Niveau nichts zu holen. Borussia Dortmund hat diese Erfahrung im vergangenen Jahr aufs Angenehmste machen dürfen, in zwei Play-off-Spielen gegen Donezk.

Auch in seliger Erinnerung an diese aufregende Champions-League-Kampagne herrscht heitere Stimmung bei der Borussia. Vor einer Woche noch war das Aus in der Vorrunde ein paar Minuten entfernt. Jetzt steht vor einem Einzug ins Viertelfinale nur noch das Schalke Osteuropas.

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