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Kommentar: TSG Hoffenheim: Die machen ernst

Stefan Hermanns über das veränderte Gebaren der TSG Hoffenheim. Und einen Neueinkauf, der bei der Zweitliga-Konkurrenz vor Neid erblassen lässt.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war die TSG Hoffenheim das vielleicht spannendste Projekt im deutschen Fußball. Der Verein wollte den Beweis erbringen, dass Erfolg nicht von Zufällen abhängt, sondern einem Plan gehorcht. Und um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, haben die Hoffenheimer unter anderem einen der klügsten Köpfe im deutschen Sport engagiert: Bernhard Peters. Der frühere Hockey-Bundestrainer und Einflüsterer von Jürgen Klinsmann leitet nun die Nachwuchsausbildung des Klubs.

Alles schön und gut und ambitioniert, aber inzwischen scheint die TSG Hoffenheim lieber kein Projekt mehr sein zu wollen, sondern ein ganz normaler Fußballverein. Der Aufsteiger belegt in der Zweiten Liga den vorletzten Tabellenplatz und macht nun das, was alle Vereine in einer solchen Situation gerne machen würden: viel Geld ausgeben. Anders als alle anderen Vereine besitzen die Hoffenheimer allerdings auch die nötigen finanziellen Mittel. Nach dem 21 Jahre alten Nigerianer Edu (sechs Millionen Euro Ablöse) wird die TSG wohl nun den 20-jährigen Brasilianer Eduardo verpflichten – für neun Millionen Euro. Innerhalb einer Woche hätte der Klub dann ungefähr genauso viel ausgegeben wie die restlichen 17 Zweitligaklubs in der gesamten Transferperiode.

Die TSG versucht geradezu verzweifelt, sich ein bisschen aufzuhübschen. Dazu passt auch, dass sie in diesem Sommer ihr Gründungsjahr 1899 in den Vereinsnamen aufgenommen hat – als Ausweis ihrer langen Tradition. Den Rest der Fußballwelt hat die TSG bisher trotzdem ziemlich gleichgültig gelassen. Das wird sich nun ändern. Das ehemalige Projekt wird zum ersten Mal so etwas wie Emotionen auslösen – bei ihren Gegnern wird es vornehmlich Neid und Verachtung sein. Aber vielleicht gehört auch das zum Plan.

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