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Kommentar: Viele Spiele, wenig Strahlkraft

Die Idee einer europäischen Champions League im Eishockey findet unser Autor durchaus ganz nett. Ob sie wirklich Zukunft hat, muss sich aber erst noch zeigen.

Die Idee einer europäischen Champions League im Eishockey mag ganz nett sein. Ob das Projekt tatsächlich „große Strahlkraft für die nationalen Ligen und ihre Vereine“ haben wird, wie Gernot Tripcke, der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga, sagt, ist allerdings stark zu bezweifeln. Gut möglich, dass der Champions League nicht einmal ein allzu langes Leben vergönnt sein wird. Die Skepsis ist begründet. Es ist nicht der erste Versuch eines europäischen Klubwettbewerbs im Eishockey, der hier unternommen wird. Bereits 2008 wurde eine Champions Hockey League gegründet, nach nur einem Jahr war aber schon Schluss. Bis jetzt gab es die European Trophy, die damit auch wieder Geschichte ist.

Schuld daran sind neben wirtschaftlichen Engpässen auch Terminprobleme. Kaum eine Sportart ist derart überladen wie Eishockey. Die Weltmeisterschaften werden alle zwölf Monate ausgetragen, in ihren nationalen Ligen haben viele Klubs um die 50 Vorrundenspiele zu absolvieren, ehe es in die Play-offs geht. Auch wenn der Spielplan künftig mit dem Weltverband IIHF abgestimmt werden soll, bestehen Zweifel am sportlichen Sinn einer Champions League mit überlasteten Spielern.

Apropos Strahlkraft. Die dürfte eher gering ausfallen. Eine Champions League im Eishockey ist nicht mit der im Fußball vergleichbar, wo tatsächlich die besten Spieler der Welt dem Wettbewerb eine Fallhöhe verleihen. Die besten Eishockeyspieler der Welt sind bei den Klubs in der nordamerikanischen NHL angestellt. Kaum ein Schwede, Finne oder Tscheche von Weltruf spielt noch daheim in Stockholm, Helsinki oder Prag. Die Namen der Spieler, die ab dem kommenden Jahr zu Champions-League-Spielen in Berlin gastieren, dürften nur den wenigsten Eisbären-Fans geläufig sein.

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