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Kommentar: Warnung vor dem Mannschaftssturz

Lars Spannagel begleitet Joachim Löws Spieler auf den EM-Gipfel.

Dass Fußball und Bergsteigen viel gemein haben, ist offensichtlich. Wenn die Luft dünner wird, gelangen Seilschaft wie Mannschaft nur im Verbund, mehrfach verknotet und gesichert ans Ziel. Die deutsche Nationalmannschaft hat diesem Zusammenhang nun optisch Rechnung getragen, indem sie sich in klassischer Bergsteigerkluft ausstaffieren und filmen ließ. Damit setzen Joachim Löw und seine Spieler ein klares Zeichen: Der EM-Gipfel soll in diesem Sommer bezwungen werden.

Leider drohen Fußballmannschaft und Bergsteigergruppe auch dieselben Gefahren: Das Schlimmste, was beiden passieren kann, ist der Mannschaftssturz. Dabei wird in besonders steilen Kletterabschnitten (vergleichbar etwa mit dem WM-Viertelfinale 1998) die ganze Seilschaft von einem taumelnden Mitglied (Christian Wörns) ins Verderben gerissen. Wie es bereits im vergleichsweise flachen Terrain der vergangenen EM-Vorrunden gleich zweimal zu diesem Unglück kommen konnte, ist nicht nur unter Alpinisten ein Rätsel. Dabei sind die Ursachen von Bergunfällen eigentlich gut erforscht: Nach einer Studie des Deutschen Alpenvereins sind 86 Prozent auf Selbstüberschätzung, mangelhafte Vorbereitung, unzureichende Fitness oder Alleingänge zurückzuführen.

Die DFB-Spitze kennt diese Gefahren. Oliver Bierhoff hat der Mannschaft den Leichtsinn mit seiner Ruckrede auszutreiben versucht, und Joachim Löw überlässt beim Thema Fitness nichts dem Zufall. Da mit Unfallursachen wie Eisschlag, Wechtenbruch und Spaltensturz kaum zu rechnen ist, scheint der Gipfel schon in Sichtweite – das Freundschaftsspiel gegen den fußballerischen Hügel Österreich sollte ohnehin ohne Steigeisen und Eispickel zu meistern sein. Auch die EM-Vorrunde beginnt ganz gemütlich, auf Mittelgebirgsniveau. Dann aber wird das Gelände schnell schroff und die Konkurrenz ziemlich stark. Da darf sich keiner zu früh abseilen.

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