zum Hauptinhalt

Kommentar zu Hertha-Trainer Pal Dardai: Der Plan von Michael Preetz geht auf

Hertha BSC gewinnt in der Bundesliga wieder Land. Das liegt auch an Trainer Pal Dardai, der nun wohl länger bleiben darf. Eine Notlösung ist das aber nicht, denn Manager Michael Preetz hatte offenbar von vornherein einen Plan.

Bis auf Weiteres, das ist eine Formulierung, die für Interpretationen breiten Raum lässt. Als Hertha BSC vor einigen Wochen verkündete, dass Pal Dardai „bis auf Weiteres“ zum Cheftrainer befördert werde, war man geneigt, dies als Ausdruck von Misstrauen zu deuten: Wir probieren das mal, aber sollte es nicht funktionieren, behalten wir uns vor, es noch mit einem anderen Trainer zu versuchen. Inzwischen spricht einiges dafür, dass „bis auf weiteres“ im Fall Dardai bedeutet: über die Saison hinaus. Eine Überraschung ist das nicht.

Sollte Hertha in der Fußball-Bundesliga den Klassenerhalt schaffen, gibt es gar keine andere Möglichkeit, als mit Dardai weiterzumachen. Der Ungar war schon vor seinem Amtsantritt ein Held der Kurve, nach erfolgreichem Abstiegskampf wäre er das noch viel mehr. Und Michael Preetz, Herthas Manager, hat selbst erlebt, in welche Turbulenzen ein Klub geraten kann, der sich gegen den erklärten Willen des Volkes stellt.

Preetz war noch Spieler, als im Februar 2002 der damalige Nachwuchskoordinator Falko Götz als Interimstrainer bei Herthas Profis einspringen musste. Unter Götz spielte die Mannschaft nicht nur schön, sondern auch höchst erfolgreich – und trotzdem musste er am Saisonende gehen, weil vorher schon feststand, dass zur neuen Spielzeit Huub Stevens als Chefcoach kommen würde. Das Volk murrte, und Stevens bekam in Berlin nie eine echte Chance.

Michael Preetz hat Pal Dardai offenbar von vornherein als ideale Lösung angesehen

Dardais Nachfolger würde es ähnlich ergehen, aber das betrifft Hertha wohl erst einmal nicht. Den Fall, dass er gar nicht anders kann, als Dardai im Amt zu halten, hat Michael Preetz offenbar nicht nur als erfreulichen Kollateralschaden einkalkuliert; er hat ihn von vornherein als ideale Lösung angesehen. Als Herthas Manager noch davon sprach, mit Jos Luhukay eine Ära prägen zu wollen, hat er sich im Geheimen schon darauf vorbereitet, dass das mit der Ära nicht klappen könnte. Mit dem ungarischen Verband, dem Dardai im Nebenjob als Nationaltrainer dient, hat Preetz ausgehandelt, dass Hertha alleiniges Zugriffsrecht auf Dardai habe, falls der eines Tages vom U-15-Trainer zum Cheftrainer befördert werden sollte.

Dardai war von vornherein mehr als eine Verlegenheitslösung; er ist in der Nachwuchsabteilung quasi als Reservetrainer geführt worden – für den Fall, dass der Klub den Posten kurzfristig neu besetzen muss. Im Moment sieht es so aus, als würde dieser Plan aufgehen. Aber darauf kommt es erst einmal nicht an. Viel erfreulicher ist, dass Hertha für die Besetzung der wichtigsten sportlichen Personalie überhaupt einen Plan hatte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false