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Hört, hört. Blatter hat etwas zu sagen.

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Kommentar zu Joseph Blatter: Päpstlicher als der Papst

Als Fifa-Präsident Joseph Blatter 2010 zum ersten Mal eine WM auf dem afrikanischen Kontinent austragen ließ und damit die Welt ein bisschen besser machte, verwehrte man ihm den Friedensnobelpreis noch. Jetzt wagt er einen neuen Anlauf.

Von Christian Hönicke

Es ist an der Zeit, einmal Joseph Blatter zu verteidigen. Als Präsident des Weltfußballverbands Fifa hat er es nicht leicht. Sobald sein Name fällt, verdrehen die Leute die Augen und reden sofort von Korruption, Fettlebe und verkrusteten, intransparenten Strukturen.

Dabei ist Blatter offener und moderner, als man es ihm gemeinhin zutraut. Als der Schweizer 2010 zum ersten Mal eine WM auf dem afrikanischen Kontinent austragen ließ und damit die Welt ein bisschen besser machte, verwehrte man ihm den Friedensnobelpreis noch. Jetzt wagt er einen neuen Anlauf – er geht das Thema Jugendwahn in unserer Gesellschaft konsequent an.

In Deutschland und anderen Industrienationen mit niedrigen Geburtenraten wird seit längerem darüber diskutiert, ob man fitte Menschen im besten Alter einfach aufgrund einer erreichten Jahreszahl in Rente schicken darf. Viele Menschen wollen das gar nicht, sie fühlen sich wegen ihres Alters diskriminiert und zu Unrecht abgeschoben. Eine große soziale Baustelle, übrigens auch ein Thema für die Kirche. Doch aus dieser Richtung ist wenig zu hören, stattdessen ist selbst bei den Katholiken der Jugendkult auf dem Vormarsch. Wenn sich schon ein Papst mittlerweile zu alt für seinen Job fühlt, wo soll das denn noch hinführen?

Hier legt Blatter nun den Finger in die Wunde. Auf die Frage, ob es eine Altersgrenze in der Fifa-Exekutive geben sollte, antwortete er der „Bild“: „Der Mensch soll anhand seines Wissens, seiner geistigen und körperlichen Verfassung Aufgaben annehmen können bis zu seinem Tode. Das ist meine Meinung.“ Wer wollte da widersprechen?

Die Achtung des Alters, das wird Blatters neues Afrika. 2015 geht seine Amtszeit zu Ende, und bis dahin kann er seine Fifa-Kollegen davon überzeugen, dass Jugend nicht immer besser ist. Mit einer weiteren Amtszeit könnte der dann 79-Jährige die Fifa so als Vorreiter bei der Versöhnung der Generationen positionieren. Dafür hätte er dann wirklich den Friedensnobelpreis verdient.

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