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Großmachen. Tim Wiese war in seiner Karriere nie ein Leisetreter.

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Kommentar zu Tim Wiese: Der falsche Repräsentant

Man könnte nun vortrefflich auf Tim Wiese einschimpfen, der weder zwischen den Pfosten noch als Kapitän oder in der Freizeit eine gute Figur abgab. Doch es ist zu einfach, ihn zum Sündenbock zu erklären.

Wer schon mal bei einem Handballspiel war, der weiß: Gute Laune und Alkoholkonsum sind zwei Dinge, die dort durchaus anzutreffen sind. Problematisch wird das, wenn man sich beim Genuss von allem drei zeigt, Fußballprofi ist und der eigene Verein gerade auf den vorletzten Tabellenplatz gestürzt ist. Tim Wiese ist das beim Besuch eines Spiels der Rhein Neckar Löwen zum Verhängnis geworden. Der Torwart der TSG Hoffenheim ist nach der neuen Eskapade endgültig aussortiert und darf nur noch Einzeltraining absolvieren.

Nun könnte man vortrefflich auf Wiese einschimpfen: den Nationaltorwart, der einst von Champions-League-Ambitionen sprach, aber weder zwischen den Pfosten noch als Kapitän oder in der Freizeit eine gute Figur abgab. Doch es ist zu einfach, ihn zum Sündenbock zu erklären.

Wiese hat seinen Platz im Tor längst verloren, gibt sich seither betont lustlos und verbreitet nur privat gute Laune. Aber: Er spielt nicht mehr mit, für die apathischen Auftritte des Teams zuletzt kann er nichts. Auch nichts dafür, dass der frühere Kapitän Marvin Compper schon im Winter ging, weil er sich nicht mehr mit dem Abstiegskampf identifizieren konnte.

Gute Repräsentation folgt aus Identifikation. Wer sich einem Verein verbunden fühlt, der wird ihn gut vertreten wollen, auf und neben dem Platz. Man kann Profis mit viel Geld fast überallhin holen, aber nicht ihr Herz. Doch ist in Hoffenheim Dietmar Hopp offenbar der Einzige, der noch am Projekt hängt. Vielleicht sollte er mit dem Verein gerade deshalb neu durchstarten. Dort, wo einst auch seine Identifikation entstand: unten, an der Basis.

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