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Im ersten Strafprozess gegen einen deutschen Doping-Sünder ist Stefan Schumacher (links) am Dienstag vom Vorwurf freigesprochen worden.

© dpa

Kommentar zum Schumacher-Prozess: Mehr gerichtliche Nachspiele, bitte

Sportverbände wie der Deutsche Olympische Sportbund glauben nach wie vor, Doping am besten im eigenen Haus verfolgen zu können. Doch staatliche Gerichte haben mehr Autorität und eine wirkliche Drohkulisse, findet unser Autor.

Mit Doping sollte der Sport häufiger ins Gericht gehen. Damit kann er eine Menge erreichen, denn es waren Verfahren wie das gegen den Leichtathletiktrainer Thomas Springstein oder jetzt gegen den Radfahrer Stefan Schumacher, die gehaltvolle Einzelheiten und Hintergründe der Manipulation aufdecken konnten.

Sportverbände wie der Deutsche Olympische Sportbund glauben nach wie vor, Doping am besten im eigenen Haus verfolgen und bestrafen zu können. Doch die Verfahren vor ordentlichen Gerichten haben viele Vorteile gegenüber denen vor Sportgerichten. Sie sind zum einen öffentlich. Zum anderen haben staatliche Gerichte mehr Autorität, sie sind eine wirkliche Drohkulisse, und die staatlichen Strafverfolgungsbehörden können im Gegensatz zum Sport auch Räume durchsuchen und Telefone überwachen.

Um jedoch mehr Verfahren zu erleben, braucht es ein richtiges Anti-Doping-Gesetz. Die Anklage gegen Springstein kam nur zustande, weil eine junge Athletin den Mut hatte, gegen ihn auszusagen. Und das Verfahren gegen Schumacher war zwar ein Dopingprozess, aber nur über den Umweg der Frage, ob Schumacher damit seinen Arbeitgeber betrogen hat. Solche Fälle sind nicht die Regel.

Doping ist Betrug, gewiss kein schwerer, aber einer, der aufzuklären ist. Der Sport hat sich dabei als hilflos erwiesen und jede Dopingstatistik, in der die Zahl der positiven Fälle im Promillebereich liegt, drückt diese Hilflosigkeit aus. Es wäre daher auf jeden Fall den Versuch wert, Dopern per Gesetz eine gerichtliche Nachspielzeit aufzudrücken.

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