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Tor oder kein Tor? Das Hawk-Eye-System lässt sich bei der Beurteilung der wichtigsten Frage im Fußball nicht vom Schuhwerk blenden.

© dpa

Kommentar zur Torlinientechnologie: Eine Tür, die nicht mehr zugeht

Warum sollen technische Hilfsmittel nur nach Toren Gewissheit bringen? Kommt als nächste Neuerung der Videoschiedsrichter, der bereits in Holland getestet wird? Die Fragen nach der Entscheidung für die Torlinientechnologie zeigen: Es wurde eine Tür geöffnet, die sich nur schwer wieder schließen lässt.

Die Fußball-Bundesligisten haben sich entschieden und ihr erstes Urteil vom März revidiert: Ab der neuen Saison kommt das sogenannte Hawk-Eye-System zum Einsatz. Es soll in diesem low scoring game bei der zentralen Frage – Tor oder nicht? – Klarheit schaffen und menschliche Fehler minimieren.

Welche Konsequenzen bringt dieses Votum für die Torlinientechnologie mit sich? Wer sich noch einmal vor Augen führt, wie viele Jahre und skandalöse Treffer es bis zur offiziellen Umsetzung gebraucht hat, kann die Einführung des allsehenden Auges als letzten, als finalen Schritt im Sinne des Fortschritts deuten: Endlich haben sich die Verantwortlichen auch selbst über die Linie gewagt!

Torlinientechnologie: Bis zum 13. Spieltag gab es keine strittige Szene, bei der das neue System geholfen hätte

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Mit ihrem Beschluss für die Torlinientechnologie haben die Entscheidungsträger eine Tür geöffnet, die sich schwer wieder schließen lässt. Schalkes Manager Horst Heldt etwa äußerte sich kurz nach Bekanntgabe so: Bis zum 13. Spieltag habe es keine strittige Szene gegeben, bei der das neue System geholfen hätte. Deshalb solle doch über weitere Technologien diskutiert werden, wenn jetzt schon die Torlinientechnik eingeführt wird. Holland testet im Moment beispielsweise den Videoschiedsrichter. Horst Heldt findet das „nur konsequent“.

Obwohl sie vielen Regelromantikern nicht gefallen wird, muss die Frage gestattet sein, warum technische Hilfsmittel nur nach Toren Gewissheit bringen sollen. Falsch bewertete Fouls (wie jenes gegen Dortmunds Marco Reus) sowie Fehlentscheidungen bei Abseitstreffern oder Elfmetern hat es in der laufenden Saison bereits gegeben. Nicht in exorbitant hoher Zahl, aber es hat sie gegeben. Auch solche Szenen können dem jeweiligen Spiel eine Richtungsänderung geben, die es sonst womöglich nicht genommen hätte.

Wie oft ein Trainer intervenieren darf, in welcher Form das passieren könnte, das gilt es nun zu klären. Nicht in absehbarer Zeit, aber generell. Sie merken schon: Die Diskussionen sind noch lange nicht beendet. Sie haben erst begonnen.

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