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Konkurrenten überflügelt: Kaymer könnte der beste Golfer der Welt werden

Seelenruhig und konservativ: Martin Kaymer könnte bald bester Golfer der Welt werden - und in Deutschland dennoch ein Schattendasein führen.

Berlin - Hierzulande könnte Martin Kaymer ein ähnliches Schicksal drohen wie dem Basketballer Dirk Nowitzki. Dieser verrichtet seine Arbeit im Ausland, zumeist zu hierzulande nachtschlafender Zeit, weshalb er zwar international ein gefeierter Star seiner Branche ist, im Inland aber nicht das Renommee besitzt, das ihm eigentlich zustehen müsste. Beim Golfprofi Martin Kaymer verhält es sich ähnlich, auch er spielt oft in den USA, allerdings gibt es einen nicht unwichtigen Unterschied. Während Nowitzki immer noch dem NBA-Titel hinterherläuft, könnte Kaymer bald auch offiziell als bester Golfer der Welt geführt werden.

Am Wochenende hat sich Martin Kaymer mit seinem Sieg in Abu Dhabi schon auf Rang zwei der Weltrangliste vorgeschoben. Zum dritten Mal in vier Jahren siegte er in der Wüste, stresslos und seelenruhig sezierte er den Platz: 69 Löcher in Folge spielte er ohne Bogey, traf vom Abschlag 36 von 56 Fairways. Beim Schlag zum Loch verpasste er an 72 Bahnen nur zehnmal das Grün. Die Bilanz zeigt keine Fehler, weder schlagtechnischer noch strategischer Art. Beobachtern aus dem Ausland fällt zu Deutschlands neuem Spitzengolfer nur ein Vergleich ein. „Kaymer ist wie ein perfekt getunter Mercedes“, war in der britischen Presse zu lesen. Dieser Vergleich ist vor einiger Zeit schon mal gefallen. Als es Bernhard Langer an die Spitze der Weltrangliste schaffte.

Dieser Position ist Kaymer mit seinem Sieg in Abu Dhabi deutlich nähergerückt. Lee Westwood, der am Sonntag Platz 64 belegte, wird noch eine Winzigkeit von 0,60 Zählern vor Kaymer geführt. Schon in Katar, wo beide in zwei Wochen antreten, könnte der Positionswechsel geschehen. „Lee und ich befinden uns da in einer sehr schönen Position“, sagt Kaymer, „anhand der Tatsache, dass wir die Nummer eins und zwei der Welt sind, kann man erkennen, wie stark Europas Golf in den letzten paar Jahren geworden ist.“ Einsamer Verbliebener unter den Top drei aus US-Sicht bleibt Tiger Woods. Dessen Name ist auch der einzige nichteuropäische, der genannt wird, wenn es um das Gerangel geht, das sich für die nächsten Wochen, vielleicht Monate an der Spitze der Weltrangliste abzeichnet. Lee Westwood, die amtierende Nummer eins, hat sich gegen Tiger Woods, den vielleicht besten Golfer aller Zeiten, sowie gegen Graeme McDowell und Martin Kaymer zu behaupten, die zuletzt die beeindruckendsten Siegesserien ablieferten.

Kaymer ist mit 26 Jahren der jüngste im Quartett. Ging es um potenzielle Weltstars aus dem Nachwuchslager, so wurden in den vergangenen Jahren vor allem der 22 Jahre alte Amerikaner Rickie Fowlers und der 21 Jahre alte Nordire Rory McIlroy genannt. Kaymer taugte auch aufgrund seines deutlich konservativeren Images nie zum jugendlichen Superstar.

Spätestens nach dem Sieg von Sonntag hat er alle Konkurrenten überflügelt. Kaymer hat es bei 100 Starts auf der europäischen PGA-Tour auf neun Siege gebracht, Rory McIlroy bei 82 Turnieren gerade mal auf einen. Selbst dem 37 Jahre alten Lee Westwood, der lange als Wunderkind des europäischen Golfs gehandelt wurde, gelang bei seinen ersten 100 Turnieren nur ein Sieg, auf neun Titel brachte er es erst nach 149 Starts. Die gleiche Bilanz bringt Colin Montgomerie mit, immerhin fast zwei Jahrzehnte Europas bester Golfer.

Martin Kaymer weiß, dass trotz seines Auftakterfolges die Frage nach dem besten Spieler der Welt bei den Major-Turnieren beantwortet wird. „Ich habe ja immer Probleme bei den Masters“, sagte er im Hinblick auf das erste Major-Turnier in Augusta. „Aber ich versuche gerade, meinen Schwung in die richtige Richtung zu bekommen, so dass ich den Ball von rechts nach links drehen kann.“ Bei seinen bisherigen Starts im Augusta Country Club hat er die Finalrunden nie erreicht. Wenn er das ändern kann, wäre das nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum besten Golfer der Welt.

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