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Auch Neuzugang Marius Wolf steht für Herthas neue Stärke.

© dpa

Konkurrenz belebt das Spiel: Wie Hertha BSC zusammengefunden hat

Die Mannschaft von Hertha BSC hat sich schnell weiterentwickelt. Jetzt muss sich die starke Stammelf gegen Hoffenheim beweisen.

Aus dem Haupteingang der Geschäftsstelle von Hertha BSC kommt ein scheinbar riesiger weißer Karton auf Beinen spaziert. Der Karton ist so groß, dass vom Träger dahinter sonst bis auf die Haarspitzen nichts zu sehen ist. Erst im Vorbeigehen ist erkennbar, wer die große Last trägt – Javairo Dilrosun. Es ist ein lustiges Bild, denn der 1,75 Meter große Dilrosun hat einige Mühe, sich am Karton artistisch vorbeilugend zu orientieren.

Ein wenig steht das sinnbildlich für die Entwicklung von Dilrosuns Arbeitgeber. Hertha BSC hat die Mannschaft im Sommer mit sehr viel Geld und entsprechend Personal aufgerüstet, ist dann aber mehr in die Spielzeit gestolpert denn gefegt. Aus den ersten vier Spielen holten die Berliner einen Punkt, aber aus dem jüngsten Block von vier Spielen dafür immerhin zehn. Das ist Ligaspitzenwert.

Mit dieser Entwicklung ist der Name Javairo Dilrosun erheblich verwoben. Seit dem ersten Saisonsieg der Berliner am fünften Spieltag hat der 21-jährige Holländer drei Tore erzielt und ein weiteres vorbereitet. Er machte dabei oft den Unterschied.
Es spricht also einiges dafür, dass sich die TSG Hoffenheim, gegen die Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr/live im Olympiastadion und bei Sky) antritt, in der Vorbesprechung gesondert auf den schnellen Außenbahnspieler von Hertha vorbereitet hat.

Auch wenn das Spiel am Samstag jetzt nicht in die Kategorie Kracher fällt, so kann es doch für beide Mannschaften richtungsweisend sein. Beide Mannschaften sind mit neuen Trainern in die Spielzeit gegangen und haben sich inzwischen gefangen. Beide haben nach acht Spieltagen elf Punkte auf dem Konto, sie sind Tabellennachbarn und wollen den Anschluss ans obere Tabellendrittel herstellen.

Herthas Manager Michael Preetz bezeichnet beide Teams als „Mannschaften der Stunde“. Die TSG Hoffenheim hat zuletzt die Bayern und Schalke bezwungen. Hertha hat drei Siege und ein Unentschieden erreicht. „Wir wollen den Rückenwind aus den letzten Spielen mitnehmen und alles daran setzen, das Spiel erfolgreich zu gestalten – wohlwissend, welcher Gegner auf uns zukommt“, sagt Herthas Trainer Ante Covic.

Mehr Selbstbewusstsein, mehr Stärke

„Uns erwartet ein wunderbares Spiel“, sagt Preetz. Der 52-Jährige verweist darauf, dass beide Teams auf Grund ihrer jüngsten Erfolge mit viel Selbstvertrauen auflaufen werden. Hertha sei endlich angekommen in der Saison. „Wir haben guten Fußball gespielt in den letzten Wochen“, sagt Preetz. Zudem geht es derzeit in der Liga recht eng zu. Nach oben ist es nicht weit, nach unten aber auch nicht. Vielleicht gelingt den Berlinern ja tatsächlich mal der Sprung nach oben. In der Vergangenheit hat Hertha diesen bei einigen Gelegenheiten oft ausgelassen.

„Die Mannschaft hat deutliche Fortschritte gemacht“, sagt Preetz. Sie sei jetzt in der Lage, mehr von dem umzusetzen, was als Ziel im Sommer ausgegeben wurde. Sie suche fußballerischen Lösungen. „Dass wir nicht jedes Spiel gewinnen können, ist klar, aber wir wollen unseren positiven Trend fortsetzen“, sagt Preetz.

Nicht zuletzt zeigte sich die Entwicklung bei Herthas Spielern, bei Javairo Dilrosun zum Beispiel. Aber auch bei Außenspieler Marius Wolf oder bei Innenverteidiger Dedryck Boyata, die zu festen Größten der Mannschaft geworden sind. Andere wie die Per Skjelbred und Vladimir Darida sind dies auch wieder geworden. Das haben diesen beiden Spielern nicht arg viele zugetraut.

Die Wechsel haben oft gesessen

Überhaupt hat sich inzwischen eine Kernmannschaft herauskristallisiert, mit der im Sommer so nicht zurechnen war. „Man baut sich ja keine Wunschmannschaft“, sagt Preetz, der als Manager die Personalpolitik zu verantworten hat. „Es kommt immer anders“, sagt Preetz aus Erfahrung. Ihm ist es wichtig, auf allen Positionen doppelt besetzt zu sein - und das ohne Leistungsabfall. Auch hinter dem Stamm verfüge Hertha nun über „eine Mannschaft, die man auch losschicken könnte. Wir sind froh, dass wir diesen Kader haben", sagt Preetz.

Richtig ist aber auch, dass sich ein echter Stamm erst finden musste. Das hat zu einem herzhaften, internen Konkurrenzkampf geführt. Für Trainer Ante Covic besteht die Herausforderung darin, diesen zu moderieren. „Der, der auf dem Platz steht, muss Leistung bringen, damit er drauf bleibt“, sagt Preetz. Die Spieler, die in den vergangenen Spielen von der Bank kamen, hätten „gut performt“, sagt Covic. Bereits zweimal hat er die späteren Torschützen eingewechselt wie Vedad Ibisevic beim 4:0 in Köln oder zuletzt Dodi Lukebakio beim 1:1 in Bremen.

Javairo Dilrosun wird aller Wahrscheinlichkeit am Samstag gegen Hoffenheim in der Startelf stehen. In der zurückliegenden Saison wurde der dribbelstarke Holländer nach starken Auftaktspielen immer wieder von körperlichen Dissonanzen ausgebremst. In dieser Spielzeit wirkt er wesentlich stabiler. Den großen weißen Karton wuppte er ohne Weiteres.

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