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Zweifellos gut. Florian Mayer war diesmal stärker als seine Bedenken. Foto: AFP

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Sport: Konstanz schlägt Härte

Angelique Kerber hat im deutschen Viertelfinalduell gegen Sabine Lisicki die besseren Nerven.

Barbara Rittner hatte es nicht ausgehalten. Die Bundestrainerin mochte sich nicht zwischen Sabine Lisicki und Angelique Kerber entscheiden. Über viele Jahre war sie eher Vertraute der beiden Tennisspielerinnen als deren Teamchefin. Dass Kerber und Lisicki nun beim wichtigsten Turnier der Welt zu den besten Acht gehörten, war auch Rittners Erfolg. Erstmals seit 25 hatten es wieder zwei deutsche Frauen in Wimbledon so weit gebracht, und es sollte Kerber sein, die in dieser am Ende noch dramatischen Partie mit 6:3, 6:7 und 7:5 gewann.

„Ich bin so froh, dass ich dieses unglaubliche Match gewonnen habe. Es war so hart“, sagte Kerber, und die Erleichterung war ihr anzusehen. Vier Matchbälle hatte Lisicki kämpferisch abgewehrt, drei davon im zweiten Satz. Doch beim fünften segelte ihr Rückhandball ein Stückchen neben die Seitenlinie und Kerber war erlöst. Sie riss die Arme in die Höhe, dann reckte sie kämpferisch die Faust in Richtung ihrer Box. Es war ein großer Sieg für Kerber. Sie hatte sich durchgebissen, ihr erstes Halbfinale von Wimbledon erreicht. Und wichtiger noch, Kerber hatte auch im fünften Duell die Oberhand behalten gegen Lisicki, mit der sie keine enge Freundschaft pflegt. So fiel der Handschlag am Netz dann auch eher kühl aus.

Für Kerber war es das erste Match auf dem Centre Court von Wimbledon gewesen, doch an die große Bühne ist die Weltranglistenachte inzwischen gewöhnt. Die 24 Jahre alte Kielerin ging als leichte Favoritin in die Partie. Denn während sie einen Lauf mit bereits 44 gewonnen Matches in diesem Jahr vorweisen kann, überwand Lisicki zum Turnierbeginn gerade erst ein mehrmonatiges Formtief. Doch nach dem Sieg über die Weltranglistenerste Maria Scharapowa in der Runde zuvor, schien Lisicki wiedererstarkt und wollte nur zu gerne wie vor einem Jahr ins Halbfinale einziehen. Doch zunächst war von ihren krachenden Aufschlägen und dem harten Grundlinienspiel nichts zu sehen, Lisicki produzierte Fehler über Fehler. Am Ende waren es 50, ein horrender Wert. Kerber dagegen spielte ihre größte Stärke aus, ihre Konstanz.

Im zweiten Satz wurde Lisicki stärker, brachte es allein dort auf 34 Winnerpunkte. Mit zwei von der besonders mutigen Sorte wehrte die 22 Jahre alte Berlinerin gar zwei Matchbälle ab. „Ich bin eine Kämpferin“, hatte Lisicki stets betont, und sie kämpfte im Tiebreak nun mit allen Mitteln – mit Erfolg. Vor dem dritten Satz nahm sich Lisicki eine ausgedehnte Toilettenpause, was die ohnehin schon vergrätzte Kerber innerlich noch mehr zum Kochen brachte. Es wurde ein Nervenspiel. Fünf Breaks, dann ging Lisicki mit 5:3 in Führung. Die Partie schien gekippt. Doch Lisicki haderte weiter mit ihrem Aufschlag. Kerber spielte ihre Erfahrung der letzten Wochen aus, erkämpfte sich doch noch die 6:5-Führung. Jeder Punkt wurde von ihr mit „Come on“-Anfeuerungen begleitet – und obwohl sie das Match zwischenzeitlich aus der Hand gegeben hatte, gewann sie es am Ende doch noch.

Großes Tennis boten auch die deutschen Männer. Florian Mayer fiel nach seinem 6:3, 6:1, 3:6 und 6:2-Sieg über den Franzosen Richard Gasquet eine große Last von den Schultern – erstmals nach acht Jahren schaffte er es wieder ins Viertelfinale von Wimbledon. Philipp Kohlschreiber folgte ihm mit einem souveränen 6:1, 7:6 und 6:3-Sieg über den amerikanischen Qualifikanten Brian Baker. Seit 1997 sind zwei deutsche Männer nicht mehr so weit beim wichtigsten Turnier der Welt gekommen. Für Kohlschreiber ist es der bisher größte Erfolg überhaupt, doch ebenso wie Mayer, der nun auf Novak Djokovic trifft, erwartet ihn mit Jo-Wilfried Tsonga ein schwerer Gegner. Jetzt folgt die Kür.

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