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Sport: Konter in die Vergangenheit

Schalkes Trainer Jupp Heynckes sucht die Schuld an der Niederlage in seiner Heimat Gladbach beim Schiedsrichter

Mönchengladbach. Als alles zu Mönchengladbachs 2:0 über Schalke gesagt und speziell die lachhafte Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Florian Meyer unmittelbar vor der Pause erörtert worden war, ging es zum historischen Teil des Nachmittags über. Wie er sich denn so gefühlt habe bei seiner Rückkehr an den Bökelberg, wollte einer von Jupp Heynckes wissen. Und Schalkes Chefcoach, der als Spieler wie als Trainer (jeweils acht Jahre) auf sehr erfolgreiche Zeiten am Niederrhein zurückblickt, zauberte eine selige Miene in sein Gesicht.

Sein letztes Spiel auf dem Bökelberg – als Trainer des FC Bayern – liege 14 Jahre zurück, da gewinnt man „eine gewisse Distanz“, sagte Heynckes. Trotzdem sei Gladbach für ihn immer „eine Herzensangelegenheit“ geblieben. Schließlich wirbelten die Erinnerungen in ihm wie ein warmer Sommerwind: die Kindheit in Mönchengladbach. Die Zuschauer, die in den 70er Jahren schon drei Stunden vor dem Anpfiff zum Feiern anrückten. Das Parkhotel Süchtelen, von dem aus sie früher immer in den eigenen Pkw („Mal zwei, drei Spieler zusammen, mal alleine“) zum Bökelberg gefahren seien. Das alles, erzählte Heynckes mit versonnenem Blick, „läuft wie ein Film bei mir ab“.

Was aber das Spiel seiner Schalker bei der Borussia am Samstag anging, fühlte sich Heynckes im falschen Film. Vor allem die Entscheidungen des Schiedsrichters wurmten ihn. „Man muss ganz klar erwähnen, dass wir heute vom Schiedsrichtergespann sehr benachteiligt worden sind.“ Dann zählte er zwei nicht gegebene Elfmeter nach Fouls an Asamoah und Delura auf. Über den erfolgten Pfiff in der 44. Minute schüttelte er nur noch den Kopf: Als Gladbachs Sverkos einen Meter vor der Torauslinie auf Schalkes Torwart Rost zugerauscht kam, den Ball einen letzten Schubser Richtung Eckfahne gab und dafür mit einem Strafstoß belohnt wurde. „Er spielt den Ball ins Aus, so etwas ist niemals mehr ein Elfmeter“, zürnte Heynckes. Sverkos durfte dennoch das vorentscheidende 2:0 erzielen, was Schalkes Trainer allein noch die süffisante Bemerkung entlockte: „Die Schiedsrichter-Entscheidungen waren ganz wichtig für das Spiel. Vor allem für Gladbach.“

Während Jupp Heynckes aus seiner alten Verbundenheit zur Borussia etwas Trost ziehen konnte, hatten andere diese Ausweichmöglichkeit nicht. Etwa Frank Rost. Der beging den monströsen Abschluss der blau-weißen 100-Jahr-Feierlichkeiten in der Arena Auf Schalke am Samstagabend dank Sverkos’ Stollen nicht bloß mit einem dicken blauen Fleck am rechten Unterarm. Sondern auch mit weiter gewachsener Abneigung gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seine Unparteiischen. „Wir sind immer anständig, monieren und motzen nicht, aber so etwas wird nun einmal nicht belohnt“, sagte Rost, ehe er den Ton verschärfte. „Der DFB labert immer nur, und wir sind am Ende die Verlierer. Vermutlich hat der Meyer in Borussen-Bettwäsche geschlafen.“

Jupp Heynckes fand aber dann schließlich doch noch nüchterne Worte. „Am Bökelberg wurde früher exzellenter Fußball geboten. Alles, was Gladbach heute getan hat, war kontern.“

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